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Antworten auf Letzte Fragen

Warum gelingt der erste Pfannkuchen nie? (11.4. 98)

Weiß auch nicht, aber aus diesem Grund fange ich immer erst mit dem zweiten an.Gerd Neurath, Saarbrücken

Meiner Mutter gelingt auch der erste. Immer. Deshalb will ich auch am Heiligabend Pfannkuchen, aber da muß ich Gans essen. P.S.: Wenn Sie sich fragen, wie sie das macht, fragen Sie sich besser nicht!Christian Schulz

Ha! Es liegt also nicht an mir! Anderer Leute erste Pfannkuchen mißlingen auch! In meiner Pfanne spielen sich allerdings noch weitere Mysterien ab: Ist der erste Pfannkuchen zugleich auch der einzige und somit eigentlich auch der letzte, gelingt er stets. Ich habe das immer auf den Erfolgsdruck, unter dem der Pfannkuchen steht, geschoben, kommen nach ihm doch keine Exemplare mehr, die sein Mißlingen wieder ausgleichen könnten. Alle Versuche, beim Backen mehrerer Pfannkuchen dem ersten das Gefühl zu geben, der einzige und letzte zu sein, schlugen übrigens fehl. Sie wurden durchschaut.Sibylle Scheerer

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Lohnt es, sich Illusionen zu machen? (18.4. 98)

Eindeutig nicht! Das ist wie bei selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen: Selbermachen macht zwar viel mehr Spaß, aber die vom Privatfernsehen sind einfach viel billiger!Birgit Ranke, Desillusionistin, München

Falls Sie Ihrem geistigen Wachstum nicht im Weg stehen wollen, lautet die Antwort definitiv: „Ja, es lohnt sich!“ Denn jede Illusion läßt uns früher oder später enttäuscht zurück – und aus Enttäuschungen lernt man bekanntlich. Verschließt man sich jedoch durch zu viele Enttäuschungen dem inneren und äußeren Erleben und somit dem geistigen Wachstum, sollte mit den Illusionen für kurze Zeit Schluß gemacht werden. In diesem Fall wurde die Illusion nämlich für die Wahrheit gehalten, die sie aber im Augenblick der Annahme nie ist.

Die gute Fee in diesem Spiel ist die Hoffnung. Glaube ich. Kann aber auch sein, daß ich mir diesbezüglich Illusionen mache. Ich hoffe nicht.Marino Strbac, Meta-Illusionär, München

Illusion ist Selbsttäuschung. Das bedeutet, ich sehe die Dinge nicht so, wie sie tatsächlich sind. Somit stehe ich im Abseits der Realität und kann auch keinen Einfluß auf sie nehmen. Da mich dies als denkendes und freies Individuum psychisch belastet, gibt es nur einen Ausweg: Ich muß mich der Illusion hingeben, daß die Illusion keine Illusion, sondern Realität ist. Wenn ich dann auf die Illusion blicke, sehe ich die (vermeintliche) Realität – und freue mich, wie toll doch die Welt ist. Also: Wenn schon, dann richtig.Julian Bierwirth, Relliehausen

Bezüglich dieser Frage steckt die Menschheit in einem Dilemma. Beobachten lassen sich hierbei drei Ausprägungen:

1. Der sich Illusionen machende Mensch ist Pessimist. Dann werden auch seine Illusionen entsprechend sein (Motto: „Es ist mit dem Schlimmsten zu rechnen“). Werden diese wahr, sieht der Mensch sich natürlich in seinem finsteren Weltbild bestätigt. Werden sie nicht wahr, wird er die Welt als immer unberechenbarer ansehen. Lohnen tut sich's jedenfalls nicht für ihn.

2. Der Illusionär ist Optimist. Für einen solchen Menschen lohnen sich Illusionen nur, wenn sie eintreffen, denn dann empfindet er die Welt als lebenswert. Der Optimismus funktioniert. Aber das kann er ja vorher nicht wissen. Wehe aber, es tritt das Gegenteil von dem ein, was der Optimist sich in seinen Illusionen so wunderbar ausgemalt hat. In diesem Fall bricht für ihn eine Welt zusammen. Die Folge in diesem Fall könnte sein: er wird zum Pessimisten. Und dann: siehe Punkt 1.

Bleibt also 3. nur noch, sich keine Illusionen zu machen. Dann können aber auch keine wahr werden. Und damit hat man schon wieder nichts gewonnen.

Kurz gesagt: Sobald man anfängt, sich eine solche Frage zu stellen, hat man schon verloren.Thomas Mahn, Urlaubsheimkehrer, Augsburg

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Warum ist die Nuß dumm und die Tomate treulos? (18.4. 98)

Diese oft gebrauchte Attributisierung der beiden Früchtchen ist natürlich alles andere als botanisch korrekt, was an der Tomate leicht nachgewiesen werden kann. Tomaten vermehren sich keinesfalls, wie beispielsweise Erdbeeren, mittels Seitensprüngen, sondern sind im Gegenteil Selbstbestäuber. Man müßte also korrekt von der frigiden Tomate und der treulosen Erdbeere sprechen. Aussagen über den IQ von Nüssen sind ebenfalls mit großer Vorsicht zu genießen, da durch derzeit noch auftretende Kommunikationsschwierigkeiten hierüber keine gesicherten Kenntnisse vorliegen. Bei den Ausdrücken „dumme Nuß“ und „treulose Tomate“ handelt es sich also zweifelsfrei um einen nichtbotanischen Sprachgebrauch, dessen Motivation, wie noch dargelegt wird, lediglich phonologisch-assoziativ begründet sein kann.

Auffällig bei beiden Redewendungen ist eine Wiederholung von Phonemen an lautlich wichtiger Stelle. Bei der treulosen Tomate ist das der dentale Plosiv [t] im Anlaut, fälschlicherweise oft als Alliteration bezeichnet. Die dumme Nuß hingegen wiederholt das hohe [u] in Nuß zudem als einzigen Vokal. Hinzu kommt eine ähnliche bzw. identische Silbenzahl zwischen Attribut und Substantiv (3-3/2-1). Derartige Wiederholungen sind beliebte Stilmittel, die uns schon seit frühester Kindheit faszinieren (vgl. A-A oder Ma-Ma) und deshalb vielfältigen Gebrauch bei Redewendungen o.ä. erfahren.

Abschließend anzumerken wäre noch, daß es sich in beiden Fällen aller Voraussicht nach nicht um eine gewöhnliche Attributisierung handelt, bei der das Subjektiv durch das Adjektiv näher bestimmt wird, sondern vielmehr ein beliebiges, lediglich durch oben beschriebene Gesetzmäßigkeiten motiviertes Substantiv dem Adjektiv beigesellt wurde, um Ausrufe wie „Du dumme Nuß!“ zu ermöglichen.Oskar Holling, Hamburg

Weil braun schon der Sumpf und rot die Socken sind.Tarja Wündrich, Berlin

Weil sich eine solche Nuß so einfach von jedem knacken läßt und man einer solch gearteten Tomate ihren fremdgegangenen Fauxpas auf dem ersten Blick ansieht.Roland Kosiol, Merseburg

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Was hat es mit dem sogenannten „Vorführeffekt“ auf sich? Beispiel: Wasserhahn tropft. Klempner kommt, guckt – Wasserhahn tropft nicht mehr. Klempner geht – Wasserhahn tropft. (18.4. 98)

Wer läßt sich schon gerne vorführen?M. Utz, Augsburg

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