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Schuld und Scham des Verfolgten

Georges-Arthur Goldschmidt wurde am 2. Mai 1928 in Reinbek bei Hamburg geboren. Der Vater, Sohn einer jüdischen Mutter, war Oberlandesgerichtsrat, bis ihn die Nazis fristlos entließen. Den Sohn Jürgen-Arthur ließen die Eltern taufen, um ihn zu schützen. Trotzdem mußte er in der Schule antisemitische Aggressionen ertragen, so sehr, daß die Eltern ihn 1938 zusammen mit dem älteren Bruder nach Italien schickten. Die Eltern sah er nie wieder. Georges-Arthur und sein Bruder fanden Zuflucht in einem Internat, später bei Bergbauern in den Savoyer Alpen.

Von dieser Zeit erzählt er in „Die Aussetzung“ und „Die Absonderung“. Goldschmidt schildert das Leben im Internat als Zeit der Gefährdung. Was an seiner Literatur so fasziniert, ist die feinfühlig verknüpfte Schilderung rassistischer Demütigung mit sexueller Scham.

Goldschmidts französisches Werk umfaßt neben Übersetzungen und literaturwissenschaftlichen Schriften etliche Romane und Erzählungen. Sie dokumentieren den schmerzlichen Prozeß der Annäherung an die Vergangenheit, die stete Präzisierung der Erinnerung aus einer Dachkammer in Paris zurück zum Hamburger Hauptbahnhof 1938, als der Zehnjährige sich von den Eltern trennen mußte. jöm

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