Kreative Chaoten

■ Was MagisterabsolventInnen lernen können, um Selbstbewußtsein zu tanken

Zwei Buchstaben, ein M und ein A, und das nach mindestens neun Semestern des geisteswissenschaftlichen Studiums – das ist, gelinde gesagt, bescheiden. Der Magister Artium, der sich hinter diesem Kürzel verbirgt, klingt nicht nur sperrig, sondern auch wenig kreditwürdig. Und das hat seinen Grund: „Die Tatsache, daß der Studienabschluß nicht auf feste Berufsbilder zugeschnitten ist, macht den meisten Examenskandidaten in den Geisteswissenschaften zu schaffen“, weiß Martha Meyer Althoff von der Arbeitsstelle „Studium und Beruf“am Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik (IZHD). „Vielen ist schleierhaft, wie sie sich mit ihren Bewerbungen von der Konkurrenz abgrenzen sollen.“

Seit über einem Jahrzehnt untersucht Meyer-Althoff den Berufseinstieg von MagisterabsolventInnen. Die meisten, so ihr Ergebnis, kamen innerhalb weniger Jahre in Bereichen unter, die sie sich wünschten, also im Journalismus, in der Werbung, im Bildungswesen oder im kulturellen Bereich. Allerdings liegen die Einstiegsjobs zunächst häufig unter Niveau und werden nicht gerade üppig entlohnt.

Verunsichert seien die Studierenden, „weil sie Mühe haben, ihre eigenen Fähigkeiten einzuschätzen“, meint die Hochschuldidaktikerin. Dabei liegen die jobtauglichen Vorteile des Magisterstudiums für die Professorin auf der Hand: „Die geisteswissenschaftliche Materie zwingt dazu, Eigeninitiative zu entwickeln, und die ist wiederum für kreative Jobs unabdingbar.“Während die Mathematik sich mit logisch durchstrukturiertem Wissen befasse, bewegten sich Geisteswissenschaftler ständig im Chaos. „Sie müssen ihr Wissen daher frühzeitig selbst strukturieren.“

Dennoch fällt vielen MagisterabsolventInnen die positive Selbstdarstellung schwer. Das, so weiß Meyer-Althoff, liege zum einen am antrainierten analytischen Denken der GeisteswissenschaftlerInnen, das als Selbstkritik zerstörerisch wirke. Außerdem würden viele ihre Stärken falsch beurteilen: „Auch Kneipenjobs können für den PR-Bereich interessant sein, weil sie Kommunikationsfähigkeit zeigen.“Ein weiterer Hemmschuh sei dann die Bewerbung selbst. Viele, so Meyer-Althoff, dächten sofort ans „Sich-Verkaufen-Müssen“, ans „Einschleimen“. Dabei gehe es doch darum, dem Gegenüber zu erklären, „warum er mich braucht“.

Selbstliebe kann Meyer-Althoff Studierenden nicht einflößen, aber sie kann praktische Tips zum Berufseinstieg bieten. In Seminaren etwa zeigen Personalleiter auf, worauf es bei Vorstellungsgesprächen ankommt, oder Internet-Profis präsentieren Jobbörsen. Boris Blaha von der Bremer Agentur Absolventen im Web (http://www.abiw.de) stellte im vergangenen Semester beispielsweise vor, welche Vorteile eine digitale Bewerbungsmappe hat: Weltweit und kostenfrei können diese Mappen per Internet an Unternehmen verschickt werden. Am Be-werbungsgespräch kommt man dennoch nicht vorbei. Spätestens beim Gesprächstermin sollten AspirantInnen erkannt haben, daß ihre unkonventionelle Online-Bewerbung sie – bisher noch – aus der Masse hervorhebt. Ilonka Boltze

IZHD, Sedanstraße 19,