Bettlaken zu kurz

■ Santa Fu: Ausbruchversuch gescheitert. Strafgefangene stürzen vom Dach

Pech gehabt: In der Nacht zum Samstag scheiterte ein Ausbruch aus der Strafvollzugsanstalt „Am Hasenberg“(Santa Fu) daran, daß das Bettlaken zu kurz war. Mit eben diesem klassischen Hilfsmittel hatten die beiden Strafgefangenen Albert X. und Sebanovic S. sich vom Dach des Gefängnisses abseilen wollen. Beide Häftlinge stürzten zu Boden und verletzten sich. Wie die Polizei gestern mitteilte, zog sich Sebanovic S. schwere Rückenverletzungen zu. Albert X. wurde noch vor Erreichen der sechs Meter hohen Außenmauer durch Suchscheinwerfer erspäht.

Der Ausbruchversuch verlief nach Angaben von Justizpressesprecherin Annette Pflaum nach „klassischem Muster“. Die beiden Strafgefangenen, die mehrjährige Haftstrafen in Santa Fu absitzen, hatten die Gitterstäbe ihrer Zelle im fünften Stock des Traktes durchsägt. In der Dunkelheit konnten sie unbemerkt auf das Gefängnisdach klettern und über das Spitzdach zum Innenhof gelangen.

Dort wollten sie sich mit Santa-Fu-eigener Wäsche abseilen. Doch die zusammengeknoteten Bettlaken waren fünf Meter zu kurz. Beim Versuch, mit einem Sprung in die Freiheit zu gelangen, verletzte sich Sebanovic S. so schwer, daß er mit Rückenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Sein Kumpel setzte die Flucht zwar noch auf eigene Faust fort, verletzte sich aber an einem Stacheldrahtzaum und wurde schließlich gestellt.

Sebanovic S. sitzt nach Polizeiangaben eine langjährige Knaststrafe wegen Mord und versuchter Geiselnahme ab, sein ein Jahr älterer Mithäftling wurde wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe bis zum Jahr 2001 verurteilt.

In den vergangenen Jahren gerieten die Fuhlsbüttler Vollzugsanstalten nach spektakulären Ausbrüchen immer wieder in die Schlagzeilen. Die öffentliche Kritik an den Sicherheitsbedingungen hatte schon einmal Jusitzsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit zur Flucht ins Berliner Justizministerium veranlaßt. Erneute Vorwürfe über Sicherheitsdefizite in Santa Fu nach dem kinoreifen Fluchtversuch weist Annette Pflaum allerdings zurück. Die Gefängnisleitung wisse zwar noch nicht, wie die Säge in die Zelle der beiden Häftlinge gelangen konnte, dennoch hätte die Außensicherung durch Videoüberwachung funktioniert. Kai von Appen