: Eine Welt und eine Zukunft im Tiergarten
Die zehnte Love Parade wird am 11. Juli wieder über die Straße des 17. Juni ziehen. Veranstalter wollen auch diesmal nicht für die gigantischen Müllberge aufkommen. Über mögliche Sponsoren wird noch verhandelt ■ Von Britta Steffenhagen
Jetzt ist es klar: Auch in diesem Jahr, am 11. Juli, wird die Love Parade wieder durch den Tiergarten gehen. Allerdings werden die Wagen diesmal von zwei Standorten – Ernst-Reuter-Platz und Brandenburger Tor – starten, gaben die Veranstalter, die planet.com GmbH, gestern bekannt. Und auch an dem Inhalt des Love-Parade-Mottos hat sich nicht viel geändert: Statt „Let the sunshine in your heart“ im vergangenen Jahr heißt es jetzt „One world – one future“. DJ Dr. Motte dazu: „Mich macht es traurig, daß es soviel Haß und Leid in der Welt gibt, dagegen wollen wir ein Zeichen setzen.“ Für andere Themenvorschläge sei er aber noch offen. Mit der Love Parade verbinde er die Freiheit des Individuums, die es zu schützen gelte.
Eine Million dieser Individuen tanzten vergangenes Jahr durch den Tiergarten. Mindestens genauso viele Teilnehmer werden im Juli erwartet, wenn die Love Parade zehnjähriges Jubiläum feiert. An der Siegessäule sollen sich die beiden Wagenzüge begegnen, die vorher, so der Veranstalter, auf der Straße des 17. Junis „aneinander vorbei raven“ werden. Anfragen zur Teilnahme an den Wagenzügen liegen unter anderem aus Australien, Finnland und Portugal vor. Insgesamt sollen fünfzig Wagen mit Lautsprechern an dem Umzug und auch an der Abschlußkundgebung teilnehmen.
Die Techno-Veranstaltung ist wie in den vergangenen Jahren als Demonstration angemeldet worden. Das erspart den Veranstaltern den erheblichen Kostenaufwand für Müllbeseitigung und die Bereitstellung sanitärer Einrichtungen. „Wir werden uns weder an der Aufstellung von Toilettenhäuschen noch an der Müllbeseitigung beteiligen“, hieß es gestern ungerührt von seiten der Betreiber. „Das Land muß für dererlei Umweltprobleme selbst sorgen“, hieß es. Die Route durch den Tiergarten war aufgrund der Umweltverschmutzung und ökologischen Belastung immer wieder vom Bezirk und Umweltverbänden kritisiert worden. „Die Müllberge auf der Love Parade können um 80 Prozent reduziert werden, wenn man zum Beispiel bepfandete Mehrwegflaschen und -becher anbieten würde“, so der gestrige Appell vom BUND.
Im vergangenen Jahr war ein zentraler Getränkeverkauf organisiert worden, aus dessen Einnahmen dann auch die Müllbeseitigung finanziert werden sollte. Die Gewinne deckten jedoch nicht die anfallenden Kosten, und deshalb werde in diesem Jahr kein eigener Getränkeverkauf organisiert, sagte die planet.com GmbH.
Daß die Love Parade nach Paris verlegt werden sollte, sei lediglich ein Gerücht, teilte Dr. Motte gestern mit: „Die Love Parade findet auf jeden Fall in Berlin statt.“ Ob es eine zweite Veranstaltung in Paris geben werde, sei aber noch nicht geklärt.
Die Sponsorenfrage gestalte sich in diesem Jahr als „äußerst diffizil“. Weitere Angaben wollten die Veranstalter dazu nicht machen. Im vergangenen Jahr hatten die ARD und Camel die Love Parade gesponsert. Seit 1992 ist die Liebesparade ein eingetragenes Warenzeichen. Immer dann, wenn der Name benutzt wird, bekommt planet.com GmbH zehn Prozent der Einnahmen. Um die Übernachtung brauchen sich die Raver jedoch keine Sorgen zu machen. Bereits jetzt gibt es 100.000 Angebote für die „Bettenbörse“.
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