: Statements zur Situation
■ Das Internationale Sommertheater Festival 1998 präsentiert schwerpunkt- mäßig Performing Arts aus Israel
ie Welt wird kleiner und das Internationale Sommertheater Festival größer und zu seinem 15. Geburtstag so groß, daß es die Welt noch ein Stück kleiner macht: Zum ersten Mal präsentiert sich das Festival, das seit 1983 jährlich auf Kampnagel stattfindet, auf einer eigenen Homepage im Internet. Computerlose Menschen werden ebenfalls weitreichender informiert, da das Festival erstmals mit Plakaten in allen großen Städten Deutschlands wirbt. Und, um die glückliche Zahl Drei der Neuheiten kopmplett zu machen: Auch in der eigenen Stadt wird das Festival wachsen, indem es das Gelände in der Jarrestraße verläßt und Veranstaltungen auch in der Staatsoper und den Kammerspielen präsentiert. „Das ist ein klares kulturpolitisches Statement, wie wir das Fe-stival sehen“, unterstreicht Kodirektorin Gabriele Naumann: „Wir wollten nie Kokoon sein.“
Der Schwerpunkt des diesjährigen Festivals, das am 19. August in der Oper von der Batsheva Dance Company mit der Europapremiere Sabotage Baby eröffnet wird und am 12. September mit einer „WeltTanzNacht“ endet, liegt auf der Vorstellung israelischer Tanz- und Theatercompagnien. Neben Bat-sheva, deren Auftritt zu den israelischen Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Staatsgründung von orthodoxen Juden vergangene Woche wegen unzureichender Bekleidung verhindert wurde, werden die Zik Group, drei Choreographen des Suzanne Dellal Centre Tel Aviv, die Sängerin Ilana Eliya, das Itim Ensemble sowie das grandiose Acco Theatre Centre aus Israel anreisen – zum großen Teil Compagnien, deren Arbeiten das Sommertheater seit Jahren begleitet und bereits mit Erfolg in Hamburg vorstellte.
„Wir zeigen Statements von Künstlern, die wir schätzen, über die Situation in Israel heute“, erklärt Festivalleiter Dieter Jaenicke. Palästinensische Künstler wurden nicht eingeladen. „Wir können hier nicht ein bißchen Frieden spielen“, so Jaenicke, „daß wäre ein verfälschtes Bild“ – ganz so, als wären die vom Festival oft gepriesenen - und von Acco mit israelisch-palästinensischer Besetzung praktizierten – Grenzüberschreitungen doch eine Unmöglichkeit.
Auch unter den nicht-israelischen Gästen sind liebe Bekannte: die Belgier Wim Vandekeybus/Ultima Vez und Alain Platel mit Les Ballets C. de la B., die portugiesische Choreographin Clara Andermatt sowie – Sommertheater goes Thalia – Robert Wilson und Philip Glass, die ihre vergangenes Wochenende in Los Angeles uraufgeführte Oper Monsters of Grace vorstellen werden. Besonders stolz ist die Festivalleitung auf die endlich gelungene Einladung der Theatreworks aus Singapur, deren junger Regisseur Ong Keng Sen nicht nur zu den wichtigsten Regisseuren des asiatischen Raums zählt, sondern auch zu den produktivsten – was eine Terminabsprache äußerst schwierig gestaltete. Ebenfalls überfällig in Hamburg war ein Gastspiel des britischen DV8 physical theatre. Das Sommertheater zeigt eine ältere Produktion, will aber die Zusammenarbeit fortsetzen.
Im Vergleich zum letzten Festival, das mit wenigen und insgesamt recht braven Inszenierungen enttäuschte, will das Sommertheater 1998 nicht kleckern, sondern klotzen. Das Defizit ist abgebaut, der neue Sponsor Glaxowellcome mit größerer Summe eingestiegen, und die Festivalleitung hat sich für ein Risikokonzept entschieden, das auf einer Verdoppelung der Zuschauerzahlen baut. Der Erfolg ist dem spannendsten Projekt des Sommers zu wünschen. Christiane Kühl
Info: hhtp:// www.sommertheater.org
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