: Diskurs wie in der Kommune 1
■ „Die Woche der bildenden Kunst“: raus aus den Akademien, zurück in den öffentlichen Raum!
Genüßliches Verlieren in privaten und virtuellen Räumen läßt oft vergessen, daß es die Aufgabe von Künstlern, Architekten und Politikern ist, den realen sozialen Raum zu gestalten. Auch aus dem zerfaserten Multitext der letzten documentaX konnte als eine wichtige Frage, die nach der Raumproduktion abgeleitet werden. In Hamburg hat der Berliner Ex-Verleger und Künstler-Forscher Tom Fecht ebenfalls letztes Jahr Kunst und Architektur in seinem „Hautlabor“ auf der Kehrwiederspitze zusammengebracht. Jetzt hat er als treibende Kraft im Projekt „Umzug ins Offene“ das Thema erneut und mit offenem Ausgang angepackt.
Eingeläutet wird es heute mit einem Symposion in der Hochschule für Bildende Künste, doch es ist langfristiger angelegt, als es der Rahmen der „Woche der bildenden Kunst 98“ vermuten läßt. Die jetzigen Aktivitäten sind nur die Startstufe zu etwas, was in Erinnerung an die höchst unbefriedigenden Querelen um die Reform der Hamburger Architekturausbildung als eine Art freie Gegenhochschule bezeichnet werden kann. Schon jetzt ist für den Oktober mit der Hamburgischen Architektenkammer die nächste Konferenz geplant: Dann sollen auch diejenigen Architekturstars kommen, die jetzt erst einmal abgesagt haben: Peter Eisenman und Rem Koolhaas.
Zwischendurch partizipieren dreizehn vorwiegend Hamburger Künstlerinnen und Künstler an einem Workshop. „Die einzig legitime Form, in die vielfältigen Ansätze eine Linie hineinzubringen, ist eine subjektive Entscheidung“, meint Tom Fecht, der sich jedoch weniger als Manager oder Lehrer versteht denn als Bildhauer. So hat er einen Tisch mit einer verborgenen Plastik gebaut, der als Ort der Handlung und des Gedächtnisses das Projekt stets begleiten wird, so wie einst der legendäre Tisch der Kommune 1 die Redaktionskonferenzen der taz in Berlin.
In wechselnder Besetzung werden am Tisch unter anderem die Architekten Lars Spuybroek aus Rotterdam und Odile Decq aus Paris, die Künstler Jan Fabre aus Antwerpen und Juan Munoz aus Madrid, der englische Autor John Berger und der französische Soziologe Daniel Defert Platz nehmen.
Hajo Schiff
Vorträge ab 11 Uhr, Performance und Installationen ab 19 Uhr, Abendvorträge ab 20 Uhr. Ausstellung der verkehrten Architekturperspektiven in den Papierreliefs „Zikadenstadt“ von Nanae Suzuki, Projektbüro Große Theaterstr. 32, tägl. 11 – 18 Uhr, bis 9. Mai; danach: Mi – Fr, 15 – 18 Uhr.
Resümee: So, 11. Mai, 14 Uhr, Architektenbüro Bothe / Richter / Teherani, Holzdamm 28
Weitere Infos: Tel. 35 71 12 74
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