: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Air Bud – Champion auf vier Pfoten USA 1996, R: Chalres Martin Smith, D: Michael Jeter, Kevin Zegers
„Die neueste Konkurenz für Basketballstar Michael „Air“ Jordan heißt „Air“ Bud, hat glänzendes Fell, eine feuchte Schnauze und ein unheimliches Ballgefühl. Nette Komödie, aber auch nicht mehr.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)
Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman
„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“ einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“ hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt vom Bösewicht Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX
Auf der Jagd USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes
„Auf der Jagd“ wird als Fortsetzung der Doktor-Kimble-Saga „Auf der Flucht“ angepriesen, ist eigentlich aber eine Spiegelung derselben Geschichte: Wieder ist ein aufrechter Mann (Wesley Snipes) fälschlicherweise eingebuchtet, wieder kann er fliehen und wird von einem hartleibigen Marshall gehetzt. Diesmal aber ist der Marshall (Tommy Lee Jones) zum Star des Films auserkoren. Selbst Regisseur Stuart Baird fällt es schwer, Sympathie für den Menschenjäger zu entwickeln, der einen Unschuldigen vor Gericht bringen will - und dieses Dilemma versucht sein Film mit einer wirren Verratsplotte zu vertuschen. Erfolglos. Wann immer sich Jäger und Gejagter raufen, möchte der Zuschauer ihnen zurufen: Jungs, vertragt euch. Ihr seid die Guten. Und so etwas killt jeden Thrill.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del)
B
Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt
„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Blue Note – A Story of modern Jazz Deutschland 1997, R: Julian Benedikt / Originalfassung mit Untertiteln
„Wenn man jeden Tag Juwelen zu seinen Füßen liegen sieht, lernt man ihren Wert nie zu schätzen!“ - so beschreibt ein schwarzer Musiker in diesem Film das Verhältnis der US-Amerikaner zum Jazz. Tatsächlich waren es immer die Europäer, die diese einzige originäre Kunstform der USA als solche erkannten und förderten. Etwa die beiden jüdischen Emigranten Alfred Lion und Frank Wolff aus Deutschland, die in New York das „Blue Note“ Label gründeten, auf dem fast alle Stars des modernen Jazz epochale Aufnahmen machten. „The Band must schwing!“ war ihre einzige Direktive bei diesen recording-sessions, und tatsächlich verbindet neben einem immer präsenten Blues-Feeling der warm pulsierende Swing die frühesten Aufnahmen des Films von Bud Powell mit den ganz aktuellen der Vokalistin Cassandra Wilson. Und diesen durchgehenden Groove hat der deutsche (!) Filmemacher Julian Benedikt mit seinem musikalisch, jazzigen Schnitt gut getroffen. Doch am meisten überzeugt das immense und extrem gute Material, das Benedikt in den Archiven von „Blue Note“ fand. (hip) Schauburg
C
Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger
Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. (hip) City
D
Deep Impact USA 1998, R: Mimi Leder, D: Robert Duvall, Tea Leoni, Maximilian Schell, Morgan Freeman
„Mit einem Kometen, der auf die Erde zustürzt, droht der Menschheit, wenn sie Pech hat, etwa dasselbe Malheur wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren. Für ein Kinoszenario jedoch erweist sich diese Weltuntergangsdrohung als wenig aufregend und geradezu lächerlich banal: Hollywood-Weichkäse also, so gut wie mancher andere, der nicht einmal in den Gemütern von Katastrophenfreaks einen tiefen Einschlag („Deep Impact“) verursachen wird. Diesmal kommt, alles andere als überraschend, die Menschheit mit einem blauen Auge davon, doch der nächste Riesenkomet aus Hollywood wird unter dem Titel „Armageddon“ schon in zwei Monaten in den deuschen Kinos einschlagen.“ (Der Spiegel) Cinemaxx, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lichtspielhaus (Del)
Desperate Measures USA 1998, R: Barbet Schroeder, D: Andy Garcia, Michael Keaton
„Der Titel lügt nicht. Die Maßnahmen sind wirklich recht verzweifelt, die Andy Garcia in diesem Thriller ergreift. Leider auch die des Regisseurs Barbet Schroeder. Mit Polizist Frank Connor (Garcia) möchte man nicht tauschen: Der einzige Mensch, der die passende DNA besitzt, um seinem Sohn das lebensnotwendige Knochenmark zu spenden, ist der verurteilte Massenmörder Peter McCabe (Michael Keaton). McCabe, eine hochintelligente Mischung aus Hannibal Lecter und Chales Manson, lehnt zunächst ab. Natürlich willigt er später ein, natürlich nutzt er die erstbeste Gelegenheit zur Flucht, natürlich wird er bald von einer Hundertschaft gejagt. Was als durchaus vielversprechendes Psycho-Kräftemessen beginnt, wird schnell zum konventionellen, vorhersehbaren Action-Thriller – bei weitem zu konventionell für einen Könner wie Schroeder.“ (TV-Spielfilm) Cinemaxx, UT-Kinocenter
Devil's Island Island/Norwegen/Dänemark 1997, R: Fridrik Thor Fridriksson, D: Baltasar Kormakur, Gisli Harlorsson
„Island in den fünfziger Jahren: Obdachlose Familien werden in runde Wellblechbaracken gesteckt, die aufgereiht sind wie die Häuser in John Ford's „How Green Was My Valley“, mit dem „Devil's Island“ mehr als nur dieses Motiv gemeinsam hat. Der Film ist so etwas wie ein nationales Epos, das von entgegengesetzten Kulturen, von Identität und (kultureller) Okkupation, von Anachronismus und Modernisierung und von einer Zeit handelt, die gerne nostalgisch verklärt wird, aber keine einfache war. Die kleinen und großen Tragödien brechen in den Alltag ein, ohne daß der Film größeres Aufheben darum machen würde. Immer bleibt er in der Schwebe zwischen genauer sozialer Beobachtung und Groteske und erzählt gleichzeitig mit Sensibilität und Überdeutlichkeit. Manche der Figuren sind komisch überzeichnet, etwa der immer betrunkene Nachbar, der für ein paar Minuten Weltrekordler im Kugelstoßen ist (aber nur, weil er eine Kugel für Kinder verwandte), oder die Ehefrau des Familienoberhauptes Tomas Karolina mit ihrem Hang zu einer deftigen Naturmystik („die Götter furzen wieder“)“ (epd-film) Cinema
Dobermann Frankreich 1997, R: Jan Kounen, D: Tcheky Karyo, Monica Bellucci, Vincent Cassel
„Der knackige Yann Lepentrec raubt mit seiner Gang drei Banken hintereinander aus und liefert sich anschließend im Techno-Club Joe's Hell eine Endlosschießerei mit dem sadistischen Bullenschwein Christini. Die Vorbilder des Debütanten Jan Kounen sind nicht zu übersehen: früher Tarantino und Hongkong-Gemetzeltes mit Soße. Laut, schnell, hart und mit einer etwas zu bemüht entfesselten Kamera eingefangen.“ (Tip) City, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Dr. Schiwago USA 1965, R: David Lean, D: Omar Sharif, Julie Christie
„Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich (anders als in der Romanvorlage von Pasternak) die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größter Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom „alten Rußland“ verfestigte.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel
F
Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.
„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“ auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“ (TV Spielfilm) UT-Kinocenter, CinemaxX, Schauburg
Frau Rettich, die Czerni und ich Deutschland 1998, R: Markus Imboden, D: Iris Berben, Jeanette Hain
„Wenn deutsche Filme ihre Figuren ins Chaos stürzen wollen, schicken sie die Ärmsten auf Reisen. Meist bricht fern der Heimat das Auto zusammen, die supersauberen Yuppies kriegen Schweißflecken unterm Arm, und in der Glut des Südens steigt ihr Hormonspiegel: Amore und Krach. Daß dieses Reisemotiv ein spießiges Überbleibsel aus Caprifischer-Tagen ist, kann die Verfilmung von Simone Borowiaks Roman nicht verhehlen. Drei Frauen unter spanischer Sonne, an ihrer Seite ein paar Kerle (fast filmrettend: Olli Dittrich) und der obligate Filmschwule (Dirk Bach) – und schwupp ist die Klamotte fertig. Zielgruppe: alle, die Pauschalreisekataloge für Literatur halten.“ (Der Spiegel) Cinemaxx, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
G
Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams
„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Mit Matt Damon und Robin Williams hat Gus van Sant zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“ (Bremer) CinemaxX (OmU)
H
Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley
Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathsichen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren. So viele gute one-liner sind selbst in einem Allen-Film selten und die visuellen Gags stehen den verbalen in nichts nach. So spielt Robin Williams in einer wunderbar kafkaesken Episode einen Filmstar, der immer unschärfer wird, und wir sehen ihn tatsächlich als verschwommenen Fleck durch die Szenen wandern. So böse, kompromißlos und originell war Allen schon lange nicht mehr. (hip) Filmstudio
Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke, D: Janek Rieke, Lisa Martinek
„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)
I
Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar
„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“ und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“ (TV Spielfilm) UT-Kinocenter
Il Ciclone (Amore, amore) Italien 1996, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni, Lorenza Fortecha / Originalfassung mit Untertiteln
Malerische toskanischen Landschaft, untermalt mit spanischem Flamenco. Wer's sehen möchte – auch noch viel Bein und Busen und natürlich fortlaufend italienisches Macho-Gehabe. Eine seichte Love-Story dazu, und am Ende sind alle glücklich. (Irmgard Jäger) Kino 46
J
Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro
„Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Daß er sich dabei zweieinhalb Stunden Zeit läßt, erfordert beim MTV-verwöhnten Zuschauer zwar Geduld. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) CinemaxX, Schauburg, Casablanca (Ol)
Jefferson in Paris USA 1995, R: James Ivory, D: Nick Nolte, Greta Scacchi / Originalfassung ohne Untertitel
„In 1785 Thomas Jefferson became America's first ambassador to the court of Louis XVI. There he observed the decadence which was to ignite the French Revolution, and there, according to this film, he twice fell in love, with the married Anglo-Italian artist Maria Cosway, and then with the half sister of his later wife, the household slave Sally Hemings. As usual with Mercant Ivory, dramatic tension, such as it is, centres on the conflict between love and convention, or, as Jefferson famously expressed it, the head and the heart. A man of reason and principle, Jefferson nevertheless embodied the contradictions of his time: he wrote that all men are created equal, yet remained a slave owner until his death. Nick Nolte brings a starchy grace to Jefferson, but it's as if, regretably, he's acting in a corset. For all the prettily embroidered rhetoric, Ruth Jhabvala's screenplay is too reticent to skewer hypocrisy, and Ivory's direction too inert to stir the passions.“ (Time Out) Kultursaal der Angestelltenkammer
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema
Jour de Fete (Tatis Schützenfest) Frankreich 1947/95, R: Jaques Tati, D: Jaques Tati / Originalfassung
Tati drehte seinen ersten langen Spielfilm mit zwei Kameras: Eine belichtete den Film in einem obskuren Farbverfahren namens Thomsoncolor, und erst vor drei Jahren gelang es, diese Filmrollen auch zu entwickeln. Nun kämpft Tati als rasender Briefträger eines idyllischen Dorfes mit den Windmühlen der „rapidete“ nicht mehr in Schwarzweiß sondern in Rotgrün. Aber auch wenn man von den Farben eher enttäuscht ist, gibt die Neuaufführung willkommene Gelegenheit, eine der gelungensten Filmkomödien aller Zeiten wieder auf der Leinwand zu sehen. (hip) Kino 46
K
Der kleine Maulwurf und seine Freunde CSSR 1983
Zeichentrickfilme über den kleinen tschechischen Verwandten der kleinen Maus, die ebenso simpel, naiv und deshalb herzerwärmend sind. (hip) UFA-Palast
Kleine Morde unter Freunden Großbritannien 1993, R: Danny Boyle, D: Kery Fox
„Boyles Kinodebüt ist mehr als eine makabere Kriminalkomödie. Im Grunde ist es ein entlarvendes Psychogramm einer Gesellschaft, in der Opportunismus, Habgier, Gewalt und Lügen das Leben bestimmen.“ (tip) Gondel, Atelier
Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok
„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkarnation des Buddahs ist. Scorsese ist besonders mutig, wenn er das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Scorses ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“ (The New Yorker) Atlantis
L
Das Leben ist ein Chanson Frankreich 1997, R: Alain Resnais, D: Sabine Azema, Pierre Arditit, Jean-Pierre Bacri
„Alain Resnais hat den vielleicht durchgedrehtesten und mit Sicherheit lustigsten Film seiner Karriere gedreht: Musical, Boulevardstück, Tragi-komödie und Kulturkritik mit den Mitteln des Chansons. Quer durch die Chansongeschichte setzt Resnais berühmte Lieder immer wieder wie Dialoge ein. Mit der Musik nimmt sich der Film ganz tröstlich der Sorgen und Selbstzweifel seiner Heden an, die sich mit Ehekrisen, Liebeskummer, falschen Traummännern und der Suche nach der Traumwohnung herumschlagen. Und durch Platitüden, Binsenweisheiten und vertrauten Melodien der Chansons kommt man den Figuren nahe.“ (tip) Atelier
Live Flesh Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodovar, D: Liberto Rabal, Jasier Bardem, Francesca Neri
„Aus der Perspektive eines Hurenhauses lassen sich auch den bitteren Jahren des Franco-Regimes noch grell-bunte Seiten abgewinnen. Langsam gleitet die Kamera durch die neonschrille Welt der Puffmutter Donja Cento, bevor sie vom Sog gellender Schreie angezogen wird: Eines der Mädchen windet sich mit spanischem Temperament unter Wehen; den Weg ins Krankenhaus wird sie nicht mehr schaffen. Nichts verläuft in diesem Film so wie es sein sollte, wie irgendjemand es sich wünscht oder erwartet. Das Leben bei Almodovar ist voller Umwege und Zufälle. „Live Flesh“ ist ein Melodram im Spannungsfeld von griechischer Tragödie und spanischer Farce. Die Schicksale all der Menschen, die sich hier so scheinbar beiläufig in Wohnungen, auf Friedhöfen, in Kindergärten begegnen, sind eng miteinander verstrickt. Nichts geschieht hier einfach nur spontan und unschuldig. Hinter den schrillen Oberflächen eines klassischen Almodovar-Films tun sich die stillen Abgründe nuancenreicher Gefühle und doppeldeutiger Leidenschaften auf.“ (epd-film) Schauburg, Gondel, Casablanca (Ol)
M
Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu
„Bei „Titanic“ war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft! Doch bis es soweit ist, bekommt man in diesem zähen Historical viel Mantel, aber wenig Degen zu sehen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)
Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans
„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter
Mein Freund Joe Deutschland/Irland/Großbritannien 1995, R: Chris Bould, D: Schuyler Fisk, John Lleere
„Den „Blauen Bären“ der Kinderjury der letztjährigen Berlinale gewann „Mein Freund Joe“ von Chris Bould. Ein Film über ein Zirkusmädchen, das gezwungen wird, sich als Junge auszugeben. Er hat den Kindern gut gefallen, weil – so die Begründung – „er eine echte Freundschaft gezeigt hat“. Diese hält auch in schweren Zeiten. Die Mischung aus Spannung, Traurigkeit und Witz ist dem Regisseur gut gelungen.“ (epd-film) Kino 46
Meisterdetektiv Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1996, R: Göran Carmbeck, D: Malte Forsberg, Josefin Arling
„Ohne Kalle Blomquist, die tapfere Eva Lotta und den mutigen Anders kommt der Kommissar in dem Mordfall Gren nicht weiter. Ganz zeitgemäß ist der mit Geheimschrift und Holzschwertern geführte Kampf zwischen der Weißen und der Roten Rose um den Talisman „Groß-Mummrich“ nicht mehr. Die Verfilmung verhält sich mit zaghaften Modernisierungsversuchen zu dem 1951 erschienenen Buch zu unentschloßen. Aber die Geschichten von Astid Lindgren sind einfach packend.“ (tip) Atlantis
Midnight Express Großbritannien 1978, R: Alan Parker, D: Brad Davis, Randy Quaid, John Hurt / Originalfassung ohne Untertitel
„Puts the squeeze on us right from the start. It's single-minded in its manipulation of the audience: this is a clear-cut case of film technique split off from any artistic impulse. The film is based on the story of Billy Hayes, a vacationing American college student who was caught smuggling two kilos of hashish out of Turkey and imprisoned. But its juiciest episodes are inventions; the screenwriter, Oliver Stone, and the director, Alan Parker, have subjected their Billy (Brad Davis) to the most photogenic sadomasochistic brutalisation that they could dream up. The film is like a porno fantasy about the sacrifice of a virgin. It rushes from torment to torment, treating Billy's ordeals hyponotically in soft dolors – muted squalor – with a disco beat in the background. The prison itself is more like a brothel than a prison. All of this is packaged as social protest.“ (Pauline Kael) Kultursaal der Angestelltenkammer
Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch
„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong („Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
R
Rainmaker / Der Regenmacher USA 1997, R: Francis Coppola, D: Matt Dillon, Danny DeVito
„Matt Damon spielt diesen jungen Anwalt, der ein paar hilflose Gestalten zu retten versucht und dabei zwei eher banale Dinge feststellt – nämlich daß Macht korrumpiert und ein guter Anwalt meistens nur ein reicher Anwalt wird, wenn er irgendwann beginnt, dieses Spiel mitzuspielen. Auf diesen schlichten Botschaften beruht fast der gesamte Erfolg des Erzählers John Grisham, aber Coppola gelingt es, aus einem biederen Sozialporno bewegendes Kino zu machen. Denn seine Helden wissen nicht, was sie tun; sie stolpern durch die Welt und wollen ihre Träume nicht aufgeben, aber trotzdem ein wenig Anstand wahren. Es gibt viele Regisseure, die so eine Geschichte mit dem großen Zeigefinger platt drücken würden. Coppola dagegen zeigt noch einmal den epischen Reichtum seiner Erzählkunst: populär und persönlich und natürlich entertaining.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast (OmU)
Reservoir Dogs USA 1991, R: Quentin Tarantino, D: Harvey Keitel, Steve Buscemi, Tim Roth / Originalfassung mit Untertiteln
Das in seiner strengen Logik gnadenlose Abdriften des vermeintlich perfekten Verbrechens ins Chaos sowie die komplizierte Erzählstruktur hat Tarantino von Stanley Kubricks „The Killing“ übernommen, und die guten Kenner des Hongkong-Action-Kinos können genau belegen, aus welchen Filmen Tarantino welche Szenen abgekupfert hat. Dennoch ist er auch in seinem Regie-Debüt schon weit mehr als nur ein Epigone. Der Film hat eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Jedes Bild, jeder Ton, jede Einstellung stimmt. Wie bei Kubricks Film liegt hierin die feine Ironie von „Reservoir Dogs“: Das präzis geplante Verbrechen geht schief, aber der genauso perfektionistisch geplante Coup im Kino gelingt. (hip) Kino 46
S
Salaam Bombay Indien/Frankreich/USA/England 1988, R: Mira Nair, D: Shafik Syed, Sarfuddin Quaassi
„Halbdokumentarischer Spielfilm über Straßenkinder im „Rotlichtbezirk“ von Bombay, die sich im zarten Alter schon mit Drogen, Prostition und Mord herumschlagen müssen. Dichte, detailreiche sozialkritische Studie mit einer im Kern zutiefst humanen Botschaft.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg
Scream 2 USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette
„In einer der besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream 2“ ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Ironie, den Witz und die Cleverness dieses Horrorfilms von Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Sherlock Jr. USA 1924, R: Buster Keaton, D: Buster Keaton / Stummfilm mit live Musikbegleitung durch das Film- und Fernsehorchester
„Ein Film über die Macht des Kinos: Der von Buster Keaton gespielte Filmvorführer eines typischen Großstadtkinos der 20er Jahre mit Orchester und Dirigenten träumt sich in den von ihm projizierten Film hinein und nimmt das Personal aus seinem eigenen Leben gleich mit. Während ihm im Alltag todsicher mißlingt, was er sich vorgenommen hat, entgeht er im Film nicht nur allen im zugedachten Todesarten mit spielerischer Leichtigkeit. „Sherlock Junior“ lebt von den für Keaton typischen Action-szenen, in denen sich die Gegenstände der Welt gegen den Protagonisten verschwören und die er nur mit dem Glück des Traumwandlers besteht. Diesmal fährt er auf dem Lenker eines führerlosen Motorrades durch den wildesten Großstadtverkehr und überquert eine in sich zusammenbrechende Brücke. Die tricktechnischen Kenntnisse der Ausstatter, der Wagemut des sich in allen Szenen selbst spielenden Hauptdarstellers und der Filmschnitt verleihen der Verfolgungsjagd ein unglaubliches Tempo. Und selbst der Schlußgag hält die Essenz des Kinos fest: Es ist weniger ein Ort der Erziehung als der des Traumes.“ (Reclam Filmklassiker) Schauburg
Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt
„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“ alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“ in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio
Sphere USA 1998, R: Barry Levinson, D: Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson
„Ein interessantes Projekt verhieß der Unterwasser-Thriller „Sphere“: Die Vorlage stammt vom Bestsellerautor Michael Crichton („Jurassic Park“), die Produzenten holten eine hochkarätige Starbesetzung an Bord, und mit Barry Levinson („Rain Man“) inszenierte ein Regisseur, der für seine gute Schauspielerführung bekannt ist. Dennoch steht als Ergebnis unterm Strich ein dröges Drama, das man besser in der ewigen Dunkelheit der Meere versenkt hätte. Woran hat's gelegen? Zum einen zählt Crichtons bereits 1987 erschienener Roman eher zu seinen schwächeren Werken. Zum anderen mangelt es der Story an Originalität. Hinter jedem „Einfall“ schimmern von „Contact“ über „Abyss“ bis hin zu „Alarm im Weltall“ die Vorbilder durch. Daraus haben die „Sphere“-Macher einen mäßig innovativen Genre-Cocktail destilliert.“ (Bremer) UFA-Palast
Der Strand von Trouville Deutschland 1997, R: Michael Hofman, D: Antje Westermann, Boris Aljinovic
„Der Strand von Trouville kommt nur auf einem Puzzle vor in diesem charmanten Liebesfilm – als Pappidylle unter blauem Himmel. Der Berliner Klavierlehrer Lukas verliebt sich in eine Fremde mit geheimnisvollem Lächeln, fährt ihren Spuren nach – und landet im tiefsten Durchschnittsdeutschland. Dort trifft er die freche Alice und ihre Freunde, die in einem Einkaufscenter jobben. Aus Realismus und Stilisierung puzzelt Regisseur Michael Hofmann die Geschichte zusammen. Nicht alle Teile passen, aber der Himmel über dem Einkaufscenter ist blau.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)
T
Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet
„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierende Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films – und sein ästhetischer Reiz.“ (epd-Film) City, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del), Muwi (Ol)
Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewan Bremner
„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer drogensüchtigen Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder „Lebensgefühl“.“ (taz) CinemaxX
True Romance USA 1993, R: Tony Scott, D: Patricia Arquette, Christian Slater, Gary Oldman / Originalfassung mit Untertiteln
„Der Elvis-Fan Clarence und das Callgirl Alabama kommen unerwartet an einen Koffer voll Kokain. Vor der Drogenmafia fliehen sie nach Hollywood, wo sie den Stoff versetzten wollen. Ein Comic- und Pop-art-Märchen mit einem umwerfenden Showdown und einem hemmungslos überzogenen Happy-End. Der nie erlahmende Motor von „True Romance“ sind die Träume, Bilder und Klischees der Filmfabriken in Hollywood.“ (tip) Kino 46
U
U-Turn USA 1997, R: Oliver Stone, D: Sean Penn, Nick Nolte, Jennifer Lopez
„Wenn Sean Penn mit dem Ford Mustang ins Kaff einreitet, sieht es noch aus wie im Western. Dann entwickelt sich unser Held in einer Reihe von Intrigen, geht mit seinem Schweinehund in aller Öffentlichkeit Gassi, und alle sprechen hinterher vom Film noir. Aber das ist doch nur Vorspiel für die gewichtige Frage nach der Möglichkeit subjektiver Wahrheit. Im Wechselbad der Komplotte und unterstützt von einer sprunghaften Kamera gewöhnt uns Stone die Identifikation mit egal wem ab, bis man nur noch die Position des unbeteiligten Beobachters einnehmen kann.“ (tip) Filmstudio
W
Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman
„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“ wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. Und daß die Realität die Satire so schnell eingeholt hat, ist nur die beste Bestätigung dafür, wie treffend die Autoren Larry Beinhart und David Mamet hier die Zustände in ihrem Heimatland analysiert haben. (hip) City
Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgerson Japan/Östereich 1984, R: Hisajuki Toriumi
„Holzschnittartige Zeichentrickverfilmung des Kinderbuchs von Selma Lagerlöf, die die phantastischen Elemente der Vorlage nicht immer umzusetzen versteht, sich aber ganz auf die Erlebniswelt von Kindern konzentriert.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel
Wunsch & Wirklichkeit USA 1998, R: Lesli Linka Glatter, D: William Hurt, Madeline Stowe, Kenneth Branagh
„Arthur Barret ist schweinereich, will Nachwuchs, kann aber nicht. Also heuert er einen jungen Mann an, der mit seiner Frau Eleanor Barret ein Kind zeugen soll. Der Samenspender, ein Harvard-Student mit ausgesucht hohem IQ, hat sich den Beginn seiner Juristenkarriere zwar anders vorgestelt, kann aber dem Geld nicht widerstehen. Nun gibt es eine Grundregel im Melodram, die besagt, daß das Herausfordern des Schicksals Unglück bringt. Das beginnt in diesem Falle damit, daß sich der Jüngling in die Dame des Hauses verliebt. Der Film spielt im Boston der 30er Jahre und zeigt praktisch die Vorform der künstlichen Befruchtung. Er zeigt auch, daß man mit Geld zwar so einiges kaufen kann, solch ein Vorgehen aber die Familie zerstört. Dieses Drama hat eine Moral, ohne moralisch zu sein, und für jeden nicht erhobenen Zeigefinger sind wir dankbar.“ (Cinema) Europa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen