piwik no script img

■ Die AnderenIndien läuft Gefahr, durch seine Atomtests wichtige Auslandshilfe zu verlieren, schreibt die "New York Times" / "Le Monde" aus Paris meint zu den indischen Atomversuchen / "La Repubblica" kommentiert die Unruhen in Indonesien

Indien läuft Gefahr, durch seine Atomtests wichtige Auslandshilfe zu verlieren, schreibt die „New York Times“: Die Explosion dreier Atomsprengsätze durch Indien in der Wüste von Rajasthan macht die Welt gefährlicher. Durch die arrogante Herausforderung der internationalen Bemühungen, die Verbreitung der tödlichsten Waffen zu kontrollieren, mag die neue hindu-nationalistische Regierung von Ministerpräsident Atal Bihari Vajpajee den Beifall jener zu Hause gewinnen, die Militärmacht mit Selbstbewußtsein verwechseln. Aber für einen schäbigen und kurzlebigen Vorteil daheim riskiert Indien jetzt einen verheerenden Verlust an Auslandshilfe, einen ruinösen Rüstungswettlauf mit Pakistan und die Isolierung selbst von seinen Freunden. Angesichts einer lahmenden Wirtschaft braucht Indien Hilfe, um seine drängende Armut zu mildern und seine vielen ethnischen Spaltungen zu überwinden. Doch Präsident Clinton hat weder juristisch noch moralisch eine andere Wahl, als umfassende Wirtschaftssanktionen zu verhängen, wie er gestern angekündigt hat. Dazu sollte ein Stopp von Waffenverkäufen und Militärhilfe, von Auslandshilfe und Bankdarlehen an die Regierung gehören. Bundesgesetze zwingen die USA auch, sich Darlehen und technischer Hilfe durch die Weltbank zu widersetzen, die Milliarden Dollars in Kreditform zur Verfügung stellen, die für Indiens Zahlungsfähigkeit lebenswichtig sind.

„Le Monde“ aus Paris meint zu den indischen Atomversuchen: In technischer Hinsicht hat das politische Indien – und nicht nur seine nationalistische Regierung – einen Souveränitätsakt begangen, der nicht in die internationale Illegalität führt. Vielleicht eine „legitime“ Position, die aber den großen Nachteil hat, eine Büchse der Pandora zu öffnen, aus der alle strategischen Unsicherheiten entspringen. Zumindest wenn die militärische Umsetzung dieser Philosophie die Form eines dreifachen Atomversuches annimmt. Denn mit diesem Versuch wird das alte Prinzip der nuklearen Abschreckung auf regionaler Ebene wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Wenn das Übel zu etwas gut sein soll, dann muß das indische Atomexperiment zu einer radikalen internationalen Bewußtwerdung führen: Es ist nicht mehr erlaubt, mit dem Feuer zu spielen.

„La Repubblica“ kommentiert die Unruhen in Indonesien: Wie die chinesischen Studenten vor der Unterdrückung vom Tienanmen-Platz und wie zuvor die südkoreanischen Studenten in Seoul sind nun die indonesischen Studenten an der Reihe. Wieder einmal führen die Universitäten eine Revolte in Asien an. Ein Aufstand, der im Vergleich zu seinen Vorgängern in den anderen Ländern noch eher schüchtern erscheint, betrachtet man die gegenwärtige extreme Zurückhaltung der jungen Indonesier.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen