: Querrille
Ne Zhdali – Whatever Happens, Twist!
(RecRec)
Ne Zhdali bedeutet auf deutsch „Das haben sie nicht erwartet“. Nach dem Genuß der zweiten Platte des gleichnamigen Ensembles aus Tallin müssen wir den sechs Musikern einfach recht geben: Das haben wir nicht erwartet. Das musikalische Univer-sum, das auf Whatever happens, Twist! zum Vorschein kommt, ist breiter als die Palette der herkömmlichen Begriffe. Zwischen Fred Frith, John Zorn und Stranglers, zwischen Hardcore, Rock, Jazz und Folklore-Elementen aus untergegangenen Reichen bewegen sich die Weltbürger aus Estland mit geballter Kraft in einem Niemandsland, das es zu entdecken gilt. Doch etwas Bestimmtes scheint sich hinter der explosiven Mischung der Herren aus dem Ostsee-Staat zu verbergen: der widerspenstige und ironische Geist Frank Zappas. Den mit musikalischen Referenzen an Militärkapellen und Feuerwehrorchester versetzten Auftritt der Virtuosen beim renommierten Moers-Festival belohnten die Zuschauer mit begeistertem Beifall, und das haben Ne Zhdali vielleicht nicht erwartet; verdient haben sie es auf jeden Fall.
Niko Theodorakopulos
Diverse – The Sound Of Superstition Vol. 3
(Superstition/Motor)
Mit schöner Regelmäßigkeit stellt sich das Techno-House-Label Superstition mit einer Compilation vor. Auch für Nicht-Fachmänner werden so ihre Maxis zu erschwinglichen Preisen zusammengefaßt. So richtig Freude macht aber auch diese nicht. Allzu schnell möchte man an ans Ziel kommen und schichtet geschwind die Rhythmusspuren aufeinander, entlockt dem Sampler gern kathedrale Klänge. Alles ist immer ganz sphärisch angelegt und entführt wechselweise in verblasene Eiswüsten oder in Phantasie-Länder, wo noch Derwische regieren. Insbesondere aber die Beats geraten auf dieser Compilation – auf der Geritt Frerichs und P. Kjonberg, die mit Humate immer aktiver werden, gleich drei Stücke zugewiesen wurden – reichlich spannungsarm und von der Stange. In Sachen avancierte Beats wird man wohl auch weiterhin auf die unfehlbaren Compilations von Strictly Rhythm zurückgreifen müssen.
Volker Marquardt
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