: Schlappe für Senatorin
■ Malaria-Skandal: Amtsleiter trat zurück
Schwere Schlappe für Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD): Einer ihrer engsten Mitarbeiter hat sich gestern „auf eigenen Wunsch“ von seinen Aufgaben entbinden lassen. Regierungsdirektor Reinhard Hollunder führte bislang die Dienst- und Fachaufsicht über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI). Er war im Zusammenhang mit dem „Malaria-Skandal“ ins Zwielicht geraten (taz berichtete mehrfach).
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn und zwei weitere Beteiligte wegen des Verdachts der eidesstattlichen Falschaussage. Nach Durchsicht von 29 Eidesstattlichen Erklärungen zum Malaria-Skandal, in dessen Folge BNI-Direktor Prof. Manfred Dietrich von der Gesundheitsbehörde entlassen wurde, hatte die Staatsanwaltschaft festgestellt, daß sich die drei Erklärungen widersprechen. Hollunder erklärte gestern, daß die öffentliche Auseinandersetzung sich gegen ihn „als Person“ verenge, so daß ihm „eine fachlich angemessene Aufgabenwahrnehmung zunehmend unmöglich werde“. Senatorin Fischer-Menzel hat sich bislang immer vor Hollunder gestellt.
In der Auseinandersetzung zwischen dem Tropenmediziner Prof. Manfred Dietrich und der Gesundheitsbehörde muß das Hamburger Arbeitsgericht an diesem Mittwoch über die dritte von der Behörde ausgesprochene Kündigung verhandeln. Die ersten beiden Kündigungen waren bereits im Mai vom Arbeitsgericht aus formalen Gründen für unwirksam erklärt worden. Die Behörde hatte eine dritte Kündigung nachgeschoben.
Dietrich war zunächst im Dezember 1994 vom Dienst suspendiert und später gekündigt worden, weil fünf Malaria-Patienten angeblich nach Behandlungsfehlern gestorben waren. Andere seien ohne ihr Wissen in Medikamenten-Studien einbezogen worden. Der Mediziner bestreitet die Vorwürfe. smv
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