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Flughafen Frankfurt soll wachsen

Hessens größter Arbeitgeber gegen zugelärmte Städte im Umland: Ein runder Tisch mit allen Betroffenen soll den Konflikt lösen helfen  ■ Aus Wiesbaden Klaus-Peter Klingelschmitt

Beim nächsten Mal wird alles anders. Die Kämpfe um die Startbahn West sollen sich nicht wiederholen. Daran jedenfalls glaubt Hans Eichel (SPD) fest. Der hessische Ministerpräsident hat einen runden Tisch aufstellen lassen. Zunächst in seiner Dienstvilla. An dem guten Stück aus deutscher Eiche regelmäßig Platz nehmen sollen: Vertreter der Frankfurter Flughafen AG (FAG), der Wirtschaft in Form der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Gewerkschaften und der Bürgerinitiativen aus der Region. Die Menschen am runden Tisch bilden eine „Mediationsgruppe“. Und vermittelt werden soll das Für und Wider der von der FAG angestrebten Erweiterung des Flughafens am Rande der Mainmetropole im Mönchbruchwald. Dort mußten schon beim Bau der Startbahn West (Eröffnung: 1984) dem Fortschritt eine Million Bäume weichen.

Bis Ende 1999 — nach den nächsten Landtagswahlen — sollen die Mediatoren das Beratungs- und Diskussionsverfahren abgeschlossen haben. Vor den Landtagswahlen will die Landesregierung aus Sozialdemokraten und Bündnisgrünen nämlich keine „präjudizierenden Entscheidungen“ mehr treffen.

Keine Entscheidung vor der Landtagswahl

Denn eine Entscheidung für den Ausbau, wie sie die FAG, die IHK, die Opposition und auch schon einige Sozialdemokraten von der Landesregierung forderten, würde die Wahlchancen der SPD in der gesamten Region minimieren. Bürgerinitiativen, die Bündnisgrünen und auch diverse Kommunen haben schon einmal präventiv ihren Widerstand etwa gegen eine neue Startbahn Nord (oder Süd) angekündigt. Städte wie Raunheim oder Offenbach würden zu Lärmfallen. Und im Extremfall müßte die Gemeinde Zeppelinheim komplett ausgesiedelt und dann abgerissen werden.

Doch SPD-Fraktionsvorsitzender Armin Clauss hat schon einmal angekündigt, nach der Landtagswahl „über den Zaun der FAG hinausdenken“ zu wollen. Großen Ärger würde sich der brave Hans (Eichel) nicht nur deshalb auch einhandeln, wenn er den Ausbauplänen vorschnell eine klare Absage erteilte. Die „Jobmaschine“ Flughafen, so die Argumentation der FAG, könne ihrer Rolle als größter Arbeitgeber in Hessen nur weiter gerecht werden, wenn der Airport konkurrenzfähig bleibe. Und der Konkurrenzdruck komme aus London, Paris und Amsterdam; alles europäische Standorte von Flughäfen mit enormen Wachstumspotentialen.

Rund 10.000 neue Arbeitsplätze prognostizierte die FAG bei einer Ausweitung der Flugbewegungen um nur zehn Prozent. Eine beeindruckende Vision auch für Gewerkschafter und Sozialdemokraten, denen schon die arbeitslos gewordenen Beschäftigten aus den stillgelegten Hanauer Atomfabriken die Gefolgschaft aufkündigten und denen die von einer eventuellen Stillegung nach einem Wahlsieg von SPD und Bündnisgrünen in Bonn bedrohten Atomwerker von Biblis ebenfalls im Nacken sitzen.

Alleine mit dem bestehenden Parallelbahnsystem und der Startbahn West sei eine solche Steigerung der Flugbewegungen und der Beschäftigtenzahlen auch bei optimaler Koordination der Starts und Landungen nicht zu erreichen, sagte FAG-Boß Bender. Eine neue Rollbahn müsse her. Eine Rollbahn, die dann das letzte große Naherholungsgebiet in der Region endgültig zur Lärm- und Abgasfalle avancieren lassen, würde zu einem weißen Fleck auf den Tourenkarten für Radfahrer und Spaziergänger.

Der Abzug der Air Force bringt keine Entlastung

Die Landesregierung hat also die Wahl zwischen Pest und Cholera. Für die Bündnisgrünen hat Landesvorstandssprecher Tom Koenigs ohnehin erklärt: Eine neue Start- und Landebahn stoße deshalb auf den „entschiedenen Widerstand“ der Bündnisgrünen. Dieser Widerstand sei auch ein „Baustein für eine umfassende Verkehrswende“. Wegfallende Kurzstreckenflüge würden Rhein- Main ohnehin entlasten.

Für die FAG ist das alles „Kosmetik“. Und auch wenn die U.S. Air Force tatsächlich — wie letzte Woche bekanntgeworden – im Jahre 2004 die Airbase am Flughafen komplett räumen sollte, bringe das wenig für den Flugverkehr. Eine eigene Start- und Landebahn hat die Airforce nicht zu bieten. Die schweren Transportmaschinen der US-Luftwaffe benutzen die Rollbahnen der FAG. Der militärische Flugverkehr spiele schon heute auf Rhein-Main kaum noch eine Rolle, so daß bei einer völligen Einstellung maximal zehn zivile Flüge mehr pro Tag möglich würden; eine für die FAG vernachlässigbare Größenordnung.

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