: Ein Hinkelstein für Heinrich von Gagern
■ Der Paulskirchenpräsident war Monarchist und Konterrevolutionär
Frankfurt/Main (taz) – In Kelkheim im Taunus wurde vergangene Woche „Gagern-Park“ eingeweiht. Im Stadtteil Hornau stand das Stammhaus der Gagerns. Diverse Hinkelsteine finden sich hier. Einer für Heinrich von Gagern, den konstitutionellen Monarchisten und ersten Präsidenten der Nationalversammlung von 1848. Und auch einer für seinen Bruder Friedrich von Gagern, der am 20. März 1848 als General der Bundestruppen der deutschen Fürsten und auf ausdrücklichen Wunsch von Heinrich als General den republikanischen Aufstand von Friedrich Hecker bei Kandern (Baden) niederschlug. Heinrich und Friedrich von Gagern: Der eine bekämpfte die demokratische Republik im Parlament, der andere auf dem Schlachtfeld.
Die Ausstellung „1848 – Aufbruch zur Freiheit“ feiert Heinrich von Gagern dagegen als Demokraten. Das ist Tribut an die Paulskirchenromantik, an die Legende von der „Wiege der deutschen Demokratie“. Heinrich von Gagern hatte sich schon im Vorfeld der Nationalversammlung von Republikanern und Demokraten distanziert und sich als Monarchist zu erkennen gegeben. Da war der ehemalige Oppositionspolitiker gerade Ministerpräsident in Hessen- Darmstadt geworden – von Großherzogs Gnaden. In der Nationalversammlung erklärte Gagern dann die Revolution für beendet und sorgte mit seiner bezeugten „großen Rednergabe“ für satte Mehrheiten für die Monarchie in einem eigentlich postrevolutionären Parlament.
Schon im vergangenen Jahr wollte der liberale Historiker Gall ein „Revolutionsdenkmal“ für Heinrich von Gagern an der Paulskirche errichten lassen. Der Magistrat der Stadt lehnte dies aber ab. Jetzt also ein Hinkelstein für ihn in Kelkheim. kpk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen