"Liebe taz..." Tierisch viel sehen im Hollergrund -betr.: "Umweltfrevel im Hollergrund", taz-Bremen vom 5.5.1998

Betrifft: „Umweltfrevel im Hollergrund“, taz vom 5. 5. 1998

„Tierisch viel sehen ...“ – mit diesem Slogan wirbt die Gewoba im Hollergrund, um ihre Häuser und Wohnungen an Käufer und Mieter heranzubringen. Die Gewoba trägt eine große Mitschuld an den sich stetig wiederholenden Umweltsünden im Hollergrund, und die Natur wird im wahrsten Sinne des Wortes nur „benutzt“. Nach den Negativerfahrungen im Vorjahr mit der für sie tätigen Baugesellschaft Thöle und den gleichen Sünden mit der Gewässerverunreinigung wie jetzt mit der Zechbau, hätte sie allen Grund haben müssen, jeden anderen Bauunternehmer auf größte Rücksicht im Umgang mit der wertvollen Natur – dem größten Kapital dort – zu vergattern.

Doch erst kommt der Profit. Es war die Gewoba, die eine Planung am Lehster Weidenfleet vorlegte und realisiert, durch die die Bebauungslinie zu Lasten der Natur verschoben wurde und womit auch die im Kompromißvertrag vom 5.10.1989 festgeschriebene Linie der freistehenden Einzelhäuser mit Gärten in Reihenhäuser verwandelt wurden – weitaus unverträglich mit der davor liegenden Naturschutzgrenze. Daß Senat und Bürgerschaft bereitwillig mithalfen, steht auf einem anderen Blatt.

Vom Geist der Kompromißvereinbarung ist kaum was übriggeblieben: Eine „an traditionellen bremischen Architekturformen orientierte Bebauung“ für „breite Schichten der Bevölkerung gute Wohnbedingungen“ bietend, steht dort geschrieben. Die Bebauung sollte jegliche Einwirkung auf die Gewässer im Naturschutzgebiet vermeiden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit; aber es wurde in den Vertrag ausdrücklich hineingeschrieben. Heute herrscht dort architektonischer Gigantismus. Die breiten Gewässer und Fleete sind verockert und versalzt.

Wo blieben die ökologischen Forderungen: Aktive und passive thermische Solarnutzung, Speicherung von Regenwasser, Autoloses Wohnen? Die Verdichtung im Hollergrund schreit zum Himmel.

Gerold Janssen