■ Die Anderen: Zum Erfolg des Friedensplans für Nordirland schreiben "La Repubblica" (Rom), "Sunday Times" (London), "Corriere della Sera" (Mailand) und der "Oberserver"
Zum Erfolg des Friedensplans für Nordirland meint „La Repubblica“ aus Rom: Der erste große politische Erfolg im vereinten Europa hat sich, Ironie der Geschichte, an der Peripherie ereignet, im strengen Klima von Belfast. Das Ja der irischen Bevölkerung ist derart eindeutig, um den Friedensprozeß die Zustimmung zur Fortsetzung zu geben. Vielleicht nicht eindeutig genug, um die Extremisten des Nein für immer zum Schweigen zu bringen. Diese hoffen bereits in einem Monat auf eine Revanche, wenn das neue Parlament in Ulster gewählt wird. Aber dies sind die verschlungenen Pfade des politischen Geschäfts. Aber der Königsweg der Geschichte ist jetzt eingeschlagen. Die erste Lehre, die Irland dem Kontinent erteilt, ist es, daß der Wohlstand die Köpfe der Menschen verändert. Daß das wirtschaftliche Wachstum mit seinem erhöhten Lebensstandard die politische Union favorisiert. Das aber ist genau auch der Hintergrund des Wagnisses des Euro.
Zu den Nordirland-Volksbefragungen schreibt die Londoner „Sunday Times“: Nordirland hat viel zu viel und viel zu lange leiden müssen, als daß man jetzt das Recht auf Frieden und Stabilität bestreiten könnte. Jeder, der den erklärten Willen des Volkes mißachten möchte, sollte zur Seite geschoben werden. Gnadenlos sollte gegen jeden weiteren Terror vorgegangen werden. Beide Teile Irlands haben den Willen erklärt, in Frieden und Partnerschaft voranzugehen. Das Ergebnis der Volksbefragungen hat dieses verlockende Ziel ein Stück nähergebracht.
Der „Corriere della Sera“ aus Mailand meint zu dem Nordirland-Referendum: Es ist ein Erfolg, der viele Väter hat, mehr als nur Tony Blair und seinen Vorgänger John Major. Da ist US-Präsident Clinton, der die irische Gemeinschaft in den USA vertreten hat und der jetzt als einer der ersten gratuliert hat. Es ist auch die Frucht der europäischen Integration, die uralte Rivalen näherbringt. Aber es ist vor allem der Erfolg der Menschen in Ulster, angefangen mit dem gemäßigten katholischen Vertreter John Hume, der nach drei Jahrzehnten der Gewalt den Entschluß gefaßt hat, die Wunden der englischen Kolonisation vernarben zu lassen.
Der „Observer“ kommentiert dazu: Dies ist ein erstaunlicher, ein wunderbarer und kompletter Sieg für die Kräfte des Lichts über die Düsternis, für die Zukunft über die Vergangenheit, für den Fortschritt über die Reaktion, für die Wahlurne über das Gewehr. Kurz gesagt: In ganz Irland hat es in diesem Jahrhundert noch keine bessere Chance für den Frieden gegeben als jetzt. Für uns alle auf diesen Inseln ist dies ein großer Augenblick. Ein neues Volk ist entstanden, ja eine neue Nation.
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