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Träumereien aus der Gosse

■ „City Symphonien“: Das Metropolis zeigt morgen zwei zauberhafte Großstadtfilme

Wer hier über wen bestimmt, wird nicht recht klar. Hat der Filmemacher die Stadt im Griff oder die Stadt den Filmemacher? „City Symphonien“ nennt sich eine Reihe im Metropolis-Kino, in der jetzt zwei weitere wichtige Werke zur Sichtung gebracht werden, bei denen sich die Frage auftut, ob überhaupt noch die komponierende Hand notwendig ist, oder ob sich das Material Stadt nicht von selbst kompositorisch organisiert. Die beiden Kameramänner Michail Kaufman und Ilja Kopalin wurden für Moskwa 1927 offiziell vom Filmverband Sowkino beauftragt, Impressionen der russischen Metropole zu schießen, um ausländischen Zuschauern einen Eindruck zu vermitteln. Straßenszenen, Kneipentreiben, Waisenkinder unter der Dusche (Fotos) – die Kamera übernimmt nur vermeintlich die unbeteiligte Chronisten-Rolle. Die spektakulären Winkel und Montagen besitzen enorme Dynamik. Eine Kraft, die Kino und urbanem Moloch gleichermaßen innewohnt. Wieso sollte sich der Kameramann bewegen, wenn alles um ihn herum in Bewegung ist. So wird der nüchterne Großstadtreport zur berauschenden Symphonie.

Bewegung ist auch das wichtigste Element in Alberto Cavalcantis Leinwand-Poem Rien que les heures von 1926, der ebenfalls zur Aufführung kommt. Mit weichen Überblendungen erweist sich hier der Regisseur als Magier, mit trickreichen Schnitten als Taschenspieler. So wird Paris zum Traumgebilde, in dem alles mit allem in Beziehung steht. Zauberhaft.

Christian Buß

morgen, 21.15 Uhr, Metropolis. Einführung: Thomas Tode

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