: Vorwürfe der Absonderung zurückgewiesen
■ Türkischer Bund kritisiert Organisatorin des Karnevals der Kulturen. Finanzierung scheint für die kommenden Jahre gesichert
Der Türkische Bund Berlin (TBB) wehrt sich gegen Vorwürfe einer Organisatorin des Karnevals der Kulturen. Diese hatte im Tagesspiegel als Gründe für die geringe Beteiligung türkischer Gruppen an dem Mulitikulti-Spektakel der türkischen Community vorgeworfen, sie sei orthodox, sondere sich ab und weise die ausgestreckte Hand der Integration zurück.
Als „arrogant“ und „diskriminierend“ wies TBB-Geschäftsführer Kenan Kolat diese Kritik zurück. Auch Kolat bedauert, daß sich nur vier türkische Gruppen an dem Karnevalsumzug beteiligt haben, sieht aber andere Gründe. Zum einen sei Karneval der türkischen Öffentlichkeit nicht bekannt, zum zweiten seien viele türkische Gruppen in finanziellen Schwierigkeiten.
„Außerdem“, so Kolat weiter, „ist das kulturelle Angebot für türkische Gruppen das ganze Jahr über groß, es gibt immer wieder Möglichkeiten, sich darzustellen.“ Für andere Gruppen sei der Karneval vielleicht das einzige große kulturelle Ereignis im Jahr. Kolat forderte die OrganisatorInnen des Karnevals auf, stärker auf die türkische Community zuzugehen. So sei der TBB, ein Dachverband mit 5.000 Mitgliedern, nicht angesprochen worden.
Die OrganisatorInnen des Karnevals dagegen fühlen sich dagegen falsch zitiert. Ein Erklärungsversuch unter vielen sei das kritisierte Zitat gewesen, zudem habe sich ihre Kollegin auf die Aussage eines jungen Türken berufen, so Organisatorin Anett Szabo. Außerdem seien die OrganisatorInnen „ständig dran und versuchen, neue Gruppen zu gewinnen“.
Neben dieser Debatte liegt den OrganisatorInnen die Finanzierung des Karnevals der Kulturen im Magen. Denn anders als der berühmte Karneval im Londoner Stadtteil Nottinghill, der von der Stadt als Touristenmagnet erkannt und finanziell gefördert wird, bekommen die BerlinerInnen zur Zeit keine Unterstützung vom Kultursenator. Sie müssen die knapp 350.000 Mark, die das Kreuzberger Großereignis kostet, selbst aufbringen. 120.000 Mark steuert die Klassenlotterie mit einer Fehlbedarfsfinanzierung bei, hinzu kommen weitere 100.000 Mark von der Veranstalterin, der Werkstatt der Kulturen. Diese steckt fast ihren gesamten Programmtopf in den Karneval. In den kommenden beiden Jahren sieht es dagegen besser aus: Dann bekommt der Karneval Mittel aus dem Topf für die Jahrtausendfeier. Aber auch danach müssen öffentliche Mittel her, fordert Szabo. „Der Karneval ist nicht nur für uns ein langfristig angelegtes Projekt, bei vielen Jugendlichen, bei Kindergruppen und Arbeitslosen fördert er die Integrationsbereitschaft.“ Obwohl sie den Karneval als politisch verstehen, wollen die OrganisatorInnen den Umzug nicht als politische Demonstration anmelden. Dies würde wie etwa bei der Love Parade einen Teil der Kosten, zum Beispiel für die Müllbeseitigung und Sicherheitskräfte, auf den Senat abwälzen. Szabo: „Krumme Wege wollen wir nicht.“ Sabine am Orde
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