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Tennis: Sánchez-Vicario besiegt Seles in Paris

Paris (dpa/taz) – Eigentlich fühlten sich nach dem Frauenfinale bei den French Open alle um das Happy-End betrogen. Monica Seles, weil ihr nach großem Comeback die Krönung versagt blieb. Die Zuschauer im Stade Roland Garros, weil sie der US-Amerikanerin den Sieg gewünscht hatten. Und die Gewinnerin Arantxa Sánchez-Vicario, weil ihr die Sympathien der 16.000 wieder nicht gegolten hatten. „Das war nicht das erste Mal. So war es auch, als ich vor zwei Jahren gegen Steffi Graf unglücklich verloren habe. Dabei liebe ich die Franzosen“, sagte sie nach ihrem 7:6 (7:5), 0:6, 6:2-Triumph. Diese riefen jedoch beharrlich: „Mo- ni-ca! Mo-ni-ca!“, und sogar der Spanierin selbst war ihr Erfolg nicht ganz geheuer. „Es tut mir leid, daß ich gegen dich gewonnen habe“, wandte sie sich in ihrer Siegesrede an die Unterlegene, „ich glaube nicht, daß du eine Niederlage verdient hast.“

Eigentlich hätten alle glücklich und zufrieden sein können. Denn das Finale hatte einen gerechten Ausgang und war eine gute Werbung für das Frauentennis. „Wir haben beide großartig gespielt“, sagte Sánchez-Vicario (26) nach ihrem dritten Sieg in Paris. Monica Seles saß währenddessen geschlagen und erschöpft, aber lächelnd auf ihrem Stuhl. Sie hatte auch in diesem siebten Match des Turniers alles gegeben, „aber Arantxa hat einfach weniger Fehler gemacht“. Es war nicht unbedingt der Tag der Monica Seles. Schwül war es, ein kräftiger Gewitterregen machte den Platz noch langsamer. „Natürlich waren das die besseren Bedingungen für Arantxa. Aber wenn man die French Open zum vierten Mal gewinnen will, darf das keine Rolle spielen.“

Knapp einen Monat nach dem Tod ihrer Vaters spielt Tennis im Leben der 24jährigen aus Sarasota/ Florida wieder die Hauptrolle. Mit Angriffstennis hatte sie nicht nur die Weltranglisten-Erste Martina Hingis im Halbfinale ausgeschaltet, sondern auch die Spanierin unter Druck gesetzt. Doch selbst unerreichbar scheinende Bälle kamen zurück, und „dann habe ich einige wichtige Punkte vergeben. Im dritten Satz schließlich war ich einfach zu ungeduldig.“

Trotzdem war das Match eine Warnung für die jungen Spielerinnen wie Hingis, Kournikowa oder die Williams-Schwestern. „Vielleicht haben sie jetzt mehr Respekt“, sagt Arantxa Sánchez-Vicario, die den Aufstieg der frechen Teenies seit langem eher mißmutig beobachtet. „Oh nein, nein, nein“, wehrt dagegen Monica Seles jeden Gedanken an einen Generationskonflikt ab. Wie dem auch sei, in Wimbledon (22. Juni bis 5. Juli) steht das nächste Treffen der Tenniselite an, und dann werden die älteren Damen vermutlich weitere Verstärkung erhalten. In dieser Woche will in Birmingham die dauerverletzte Steffi Graf eine Rückkehr wagen.

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