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„Hey, wir sind die Besten“

Die USA sind Basketball-Weltmeisterin, und die Veranstalter freuen sich über ein organisatorisches Happy-End  ■ Aus Berlin Matti Lieske

Am Ende wurde doch noch alles gut. 5.000 Menschen sahen in der Berliner Max-Schmeling-Halle das Finale der 13. Basketball-Weltmeisterschaft der Frauen zwischen den USA und Rußland, ließen die Ola über die Ränge schwappen und amüsierten sich prächtig. Geradezu stereotyp wurde nach den Spielen der Finalrunde der Satz von der „Werbung für den Frauen- Basketball“ geäußert, und das Endspiel, das die USA nach hartem Kampf mit 71:65 gewannen, lebte zwar nicht gerade von spielerischen Glanzpunkten, bot jedoch hochdramatischen, athletischen und intensiven Basketball. Eigenschaften, die der weiblichen Variante des Sports bis vor wenigen Jahren glatt abgesprochen wurden. Das fulminante Crescendo zum Ende des Turniers sorgte auch bei Roland Geggus für ein vergnügtes Dauerlächeln. „Ich bin stolz und zufrieden mit der Ausrichtung der Titelkämpfe“, konnte der Präsident des veranstaltenden Deutschen Basketball-Bundes (DBB) zufrieden resümieren.

Noch eine Woche zuvor, als sich bloß eine Handvoll Zuschauer die Berliner Zwischenrunde zu Gemüte führen wollte und selbst die viertelfinalverhindernde Niederlage des deutschen Teams gegen die Slowakei vor fast leeren Rängen stattfand, war die Stimmung im DBB noch wesentlich gedrückter gewesen. Herbe Kritik prasselte auf die Veranstalter nieder, weil sie diese Runde zu Pfingsten im ausflugsorientierten und sportverwöhnten Berlin abhielten statt in jenen kleineren Basketball- Hochburgen, die in der Vorrunde erkleckliche Besucherzahlen geliefert hatten. Am Ende kamen aber selbst die Berliner und sorgten mit dafür, daß bei über 53.000 Zuschauern an zwölf WM-Tagen der Etat von 3,7 Millionen Mark nach Auskunft von Geggus gedeckt werden konnte.

Glücklich war der DBB auch über das Medieninteresse. Halbfinale und Finale wurden vom Sender NBC in die USA übertragen, wo das Interesse am Frauen-Basketball nach dem Olympiasieg 1996 in Atlanta immens gestiegen ist. Seither gibt es zwei Profiligen, von denen die ABL ihre zweite Saison erfolgreich hinter sich gebracht hat, während die WNBA selbige in wenigen Wochen beginnt. Die weltbesten Spielerinnen werden dann vor durchschnittlich mehr als 10.000 Menschen pro Spiel ihre Künste vorführen, darunter viele Stars der WM. Hinzu kommen Spielerinnen, die in Deutschland nicht dabei waren, von den US-Olympiasiegerinnen Teresa Edwards oder Sheryl Swoopes bis zur 2,13 m großen dunkenden Polin Malgorzeta Dydek.

Doch nicht nur in den USA haben die körbejagenden Frauen an Popularität gewonnen. „Damen- Basketball ist zu einer weltweiten sportlichen Attraktion geworden“, sagt Weltverbands-Präsident George Killian stolz, und seine Behauptung wird dadurch belegt, daß es von der Weltmeisterschaft Fernsehübertragungen in 56 Länder gab. In dieser Hinsicht eher bescheiden: der Beitrag der Gastgeber. Lediglich die sechs Spiele des deutschen Teams liefen im WDR.

Nicht einmal das Finale war zu sehen, in dem die USA gegen jenes Team, das sie in der Zwischenrunde noch mit 34 Punkten Unterschied deklassiert hatten, von Anfang an in Schwierigkeiten steckten. Resolute Defense der Russinnen traf auf eine eklatante Wurfschwäche des Olympiasiegers, dessen Rückstand beständig wuchs. Weder Natalie Williams noch Chamique Holdsclaw kamen in der Offensive wie gewohnt zum Zug, allein Lisa Leslie traf hin und wieder. Daß die Amerikanerinnen überhaupt im Spiel blieben, lag an der überragenden Leistung der kleinen Spielmacherin Dawn Staley, die ihre Kolleginnen unermüdlich mit besten Vorlagen versorgte. In 36 Minuten Spielzeit leistete sich die 28jährige vom ABL-Team Philadelphia Rage nur einen Ballverlust und kam auf 12 Assists, obwohl ihre Mitspielerinnen massenhaft vorzüglichste Pässe versiebten.

Das Spiel kippte erst, als Rußlands Elena Baranowa, später zur besten Spielerin der gesamten WM gekürt, von den Schiedsrichtern zu Beginn der zweiten Halbzeit drei Fouls in zwei Minuten aufgebrummt bekam und fortan kaum noch auf dem Platz stand. Dank einer schier unfehlbaren Natalia Sassulskaja, die 14 ihrer 20 Punkte in den letzten zehn Minuten holte, blieb die Partie jedoch offen, und am Ende, so US-Trainerin Nell Fortner, „lief alles auf zwei Würfe hinaus“. Das waren zwei Dreier von Ruthie Bolton, die den Sieg für die USA brachten, die sich nach Meinung von Nell Fortner nun tatsächlich als stärkstes Team der Welt fühlen dürfen. „Atlanta war großartig“, sagte die Trainerin, die beim Olympiasieg als Assistenzcoach von Tara VanDerveer dabei war, „aber du mußt in den Hinterhof der anderen gehen und dort gewinnen, dann kannst du sagen, hey, wir sind die Besten.“

Wenn es nach Roland Geggus geht, soll der Hinterhof in absehbarer Zeit wieder hohen Besuch bekommen. Nach dem „grandiosen Erfolg“ (Geggus) der Frauen-WM dürfte die Bewerbung des DBB für die Titelkämpfe der Männer, die allerdings frühestens im Jahre 2010 erhältlich sind, nicht ganz chancenlos sein.

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