: Öffentlich-rechtlicher MDR privatisiert sich
Berlin (taz) – Trotz Protesten von Mitarbeitern und Gewerkschaften wird der MDR weitere Betriebsteile privatisieren. Die Pläne von Intendant Udo Reiter passierten am Montag knapp den Verwaltungsrat. Ob Kamera, Studiotechnik oder Schnitt: Bis Jahresende wird die gesamte Technik in den Funkhäusern Dresden, Magdeburg und Erfurt nicht mehr von MDR-Abteilungen, sondern von privatrechtlichen Tochterfirmen übernommen. Dieser Weg ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland einmalig. Reiter verspricht sich „höhere Flexibilität“. Wird etwa eine Sendung eingestellt und die Technik dafür nicht mehr benötigt, kann eine Firma einfach abbestellt werden. Eigene Abteilungen wird man indes nicht so leicht los. Gleichzeitig sollen die Tochterfirmen der Standortpolitik dienen, indem sie sich auch anderen Sendern anbieten und diese in die Region locken sollen. Um so ärgerlicher ist es für Reiter, daß er teils auf die Privatisierung von Fernsehtechnik in der Leipziger Zentrale verzichten mußte, weil Berater Bedenken anmeldeten. Denn gerade Leipzig wünscht sich Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf als Medienstadt. Die IG Medien kündigte eine Beschwerde bei den Landesregierungen an, die für die Rechtsaufsicht über den MDR zuständig sind. Die Gewerkschaft sieht den Programmauftrag des MDR gefährdet, wenn er sich von Tochterfirmen abhängig macht. Zudem zweifelt sie, daß das „Outsourcing“ Geld spart.
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