Antworten auf Letzte Fragen

Kann man Döner und Kebab beim Scrabble gelten lassen? (30.5. 98)

Selbstverständlich! Das Gegenteil könnte höchstens ein mißgünstiger Mitspieler behaupten, der verhindern will, daß man die mitunter recht ansehnliche Punktzahl für das Wort mit dem „ö“ kassiert. Er wäre aber vermutlich nicht in der Lage, seinen Standpunkt einleuchtend zu begründen. Zwar haben wir uns grundsätzlich darauf geeinigt, weder Namen noch Abkürzungen, noch ausländische Wörter gelten zu lassen, um das Spiel ein bißchen interessanter zu machen. Handelt es sich jedoch um ein Wort ausländischer Herkunft, zu dem es kein vertretbares deutsches Äquivalent gibt (z.B. Computer – Rechenmaschine???), so wird es als „eingedeutscht“ bewertet und akzeptiert. Und eben dieser Fall scheint mir bei Döner und Kebab vorzuliegen. Überdies bietet Döner meiner Meinung nach eine erfrischende Abwechslung zum öden, drögen Einerlei von Öse, böse, Öl und blöd.Anna Peth, Much

Wer Scrabble mit gekauften Steinen und Brettern spielt, wird schnell feststellen, daß die Punkte nach Schwierigkeitsgrad der Buchstaben vergeben sind. Dabei geht es nach der Häufigkeit in der deutschen Sprache. Für Y, Ö und Q gibt es viele Punkte. Gerade die sind im Türkischen wieder häufiger. Wer also Fremdsprachen beherrscht und seine MitspielerInnen von der Richtigkeit überzeugen kann, wird die meisten Punkte sammeln. Die Frage, ob solche Begriffe zulässig sind, werden immer leichtfertig mit dem Verweis auf den Duden beantwortet, und da steht nur Kebab drin. Wie wäre es, die Beweislast beim Verursacher anzusiedeln, wer ein solches Wort legt und die Punkte dafür haben will, muß dessen Existenz nachweisen?Karsten Albers, Delmenhorst

Was ist besser: Öfter billige Socken kaufen oder selten teure? (23.5.98)

Im Grunde genommen trifft die Frage am Kern des Problems vorbei, da ein dritter Aspekt außer acht gelassen wurde: Man kann nämlich anstatt teurer Socken auch superteure, sprich Ökonaturstoffsocken, kaufen. Diese zeichnen sich

1. durch eine durchschnittliche Haltbarkeit von zweimal tragen (Stopfgarn liegt bei) aus und

2. durch eine dynamische Gleitfähigkeit in Richtung Erdmittelpunkt, welche inversproportional zum Alter des Trägers/der Trägerin zunimmt. Aufgrund dieser Tatsachen stehen nun gerade diejenigen schafwollbewußten Mitmenschen, die mit der Aufzucht naturbelassener Kinder betraut sind, vor der eigentlichen Frage dieses Problems: Was ist besser: Teure Ökonaturstoffsocken in der Ecke (was der Haltbarkeit jedoch sehr zuträglich ist) und dadurch (Kinder-)Fuß letztendlich auch naturbelassen (weil nackig), oder (Kinder-)Fuß paßgenau besockt mit billiger, enorm haltbarer Synthetikware?Andrea Rombauer, Mering

Es ist wohl am besten, wenn man wartet, bis man die teuren Socken billig kaufen kann, so hat man beides. Für die, die nicht so lange warten können ein kleiner Tip: Einfach barfuß in die Schuhe schlüpfen.Jan Parchmann, Neumünster

Wie heißt das Gerät mit Holzgriff und dem dunkelroten Gummistopfen, mit dessen Hilfe man Abflüsse reinigen kann? (16.5.98)

Bei mir zu Hause (Cleve, Niederrhein) sagte mein Vater – selbst Handwerker – immer „Klempnerhammer“ zu dem Gerät, das wurde allgemein auch verstanden. Ich hoffe nur, man tritt damit diesem ehrsamen Beruf nicht zu nahe!Ulrich Ch. Blortz, Köln

Meine Mutter weiß (mal wieder) die Antwort: Natürlich heißt der Pümpel Saugglocke! Das ist zwar nicht witzig, aber wenigstens endlich mal richtig.Karoline Fritzsch, Halle

Meines Wissens heißt das Gerät Klempnerlunge.Jan Roehle, Berlin

So weit die Bezeichnung „Pümpel/ Pimpel/Pömpel“ verbreitet ist, so unklar ist offenbar die sprachliche Herkunft des Wortes. Volksetymologisch (laienhaft) liegt die Verwandtschaft zu „Pumpe“ nahe, und jeder Kölner Azubi wird verstehen, wenn sein Geselle ruft: „Gib misch mal dat Pümpelschen!“ Streng sprachwissenschaftlich stammt der Begriff jedoch nicht von der Beschreibung der Funktion („Pumpe“), sondern von der äußeren Form des Gegenstands: Pimmel, süddeutsch Pimperle, was sich mit dem Sprachgebrauch anderer Länder deckt.

Im Griechischen wird allerdings nicht nur das männliche Genital in den Namen des Pümpels einbezogen, sondern auch die Nachbildung der Brust aus rotem Gummi: der Pümpel ist also ein Hermaphrodit, was die griechischen Klempner liebevoll mit „Mphrodi“ abkürzen.

Nicht nur im Abwasserbereich, sondern auch in der Kirchenarchitektur sehen wir, daß die Nordeuropäer mehr das Männliche betonen: den hohen Kirchturm, während in Südeuropa dem weiblichen, der Kuppel, mindestens ebensolche Bedeutung zukommt – man betrachte nur einmal Rom von oben. Wen wundert es, daß speziell in der Gegend um Florenz und Siena mit den freistehenden Domtürmen und den hohen Kuppeln unser deutscher Pümpel „duomo“ genannt wird – aufgrund seiner Kombination der beiden Geschlechtsmerkmale.Evthymios Kratidis, Hamburg

Da ich Wiener bin und von Haus aus neugierig, habe ich natürlich gleich alle Bekannten nach diesem Gerätenamen gefragt. Wir alle kamen unisono zu dem Schluß, daß jedermann/-frau sich unter „Hektor“ nur so etwas vorstellen kann. Die meisten frugen mich ganz verblüfft: „Kann man dazu etwa auch anders sagen?“Johann Max Wlcek, Wien

Warum werben Uhrenhersteller alle mit derselben Zeit, etwa zehn nach zehn? (5.6.98)

Mein Uhrmacher sagte zu mir: „Dann lacht die Uhr.“ Deshalb werben nicht nur Uhrenhersteller so; sondern: im Schaufenster sind Uhren ebenso dekoriert. Und wer mal ausprobiert hat, wie (in beiden Fällen) bescheuert die Uhr mit anderen Zeigerstellungen aussieht, weiß, warum die Uhr lieber lacht.Walter Hochhuth, Hamburg

Wenn die Uhrzeiger zehn nach zehn zeigen, bilden sie in etwa den Winkel, den auch ein lächelnder Mund bildet. Das sieht sympathisch aus, und freundliche Uhren verkaufen sich einfach besser. Zwanzig vor vier dagegen sieht traurig aus. Manche Hersteller von Digitaluhren werben allerdings auch mit 10:10 Uhr – ist wahrscheinlich so 'ne Angewohnheit.Frank Zirpins, Köln

In Anlehnung an Sir Winston Churchills „Victory“-Handzeichen!Gerd Neurath, Saarbrücken

Es stimmt überhaupt nicht, daß alle Uhrenhersteller mit zehn nach zehn werben. Viele werben auch mit zehn vor zwei.Stefan Müller, Saarbrücken

Warum heißt der Paternoster Paternoster? (6.6.98)

Der Paternoster wird Paternoster genannt, weil er als Umlaufaufzug, wie ein Rosenkranz, zu dem man ja das Vaterunser (=Paternoster) betet, eine geschlossene Kette bildet.Peter Schubert

Das hat keinen Anfang und kein Ende! Das aufzugsähnliche Teil müßte eigentlich auf deutsch Umzug genannt werden, weil immer in der gleichen Richtung umlaufend. Je länger je lieber, wie ein Rosenkranz, gell? Ansonsten trifft man Paternoster in vielen Institutionen an, die noch an den lieben Gott glauben; z.B. haben wir hier Paternoster beim Arbeitsamt, der AOK oder der Ex-Bundesbahndirektion. Die verlassen sich wie die katholische Kirche aufs Beten. Bleibt abzuwarten, ob sich der Name Ave Maria für den neuerdings in der Mehrzahl vorkommenden Aufzug durchsetzt.Alf Hänle, Stuttgart

Das Konstruktionsprinzip des Paternosters stammt aus der Fördertechnik im Bergbau. Dort hingen Tragkörbe an einer umlaufenden Kette. Die Bergleute des Mittelalters erinnerte dies an einen Rosenkranz, dessen Gebetsreihen jeweils mit einem „Paternoster“, einem „Vaterunser“, eröffnet wurde.

Katharina Traphan, Kiel

Der Paternoster heißt nicht Paternoster, er heißt Fahrstuhl oder Aufzug. „Paternoster“, murmelten aber immer Ehefrau und Kinder, wenn sie vor einem Aufzug warteten und Vater plötzlich im Aufzug an ihnen vorbeifuhr, um in die Kneipe auf der Dachterrasse zu kommen. Singles schlossen daraus irrtümlich, daß dieser fahrende Käfig „Paternoster“ heißt.Günter Fenrich, Heppenheim

Warum kostet ein Damenhaarschnitt grundsätzlich mehr als ein Herrenhaarschnitt, auch wenn es sich um den gleichen Haarschnitt handelt ? (6.6.98)

Als Sohn eines Friseurmeisters, Bruder einer Friseurmeisterin, Exschwager eines Friseurmeisters und schließlich nunmehr (Wiederkehr des Verdrängten? Ach was!) Lebensgefährte einer Friseurmeisterin sei mir gestattet, eine nach den mir vorliegenden Erfahrungsberichten kaum angreifbare Antwort zu geben: Frauen sind als Kunden einfach regelmäßig anstrengender. Sie klatschen, tratschen, nörgeln und wollen auch noch als beste Freundin oder wenigstens als Königin behandelt werden. Männer wollen bloß saubere Konturen und geben sich mit der Rolle eines Gastes zufrieden. Insofern ist der ceteris paribus höhere Preis eines Damenhaarschnitts als Erschwerniszulage aufzufassen. Männer, die ein ähnliches Verhalten zeigen wie die gemittelte Durchschnittskundin, haben meist eine zu lange Phase der Männergruppensozialisation hinter sich. Sie sollten dann allerdings billigerweise ebenfalls einen höheren Preis zahlen.Christoph Gillessen, Kassel

Schönheit muß leiden, auch wenn es nur im Geldbeutel ist.Achim Blechschmidt

Genaue Daten, ab wann der Haarschnitt für Frauen teurer wurde, sind nicht überliefert. Sicher ist nur, daß der erste Friseur im Jahre des Herrn feststellte, daß es sich bei den Gewächsen am Haupte der Frauen nicht um Haar, sondern um störrischere Gebilde handelt, an denen sich Coiffeure nicht nur die zarten Hände aufreiben. Zuerst nannte man diese Gewächse in Berufskreisen hinter vorgehaltener Hand „Borsten“, später Bürsten . Sind Haupthaar und Person gleich störrisch, spricht man heute noch von sogenannten „Kratzbürsten“. Gelegentlich nennt man solche Personen auch „Drachen“. Der Haarschnitt ist aber deshalb nicht ungefährlicher und somit zu Recht teurer.Günter Fenrich, Heppenheim

Setzen wir voraus, daß der gleiche Haarfrisurproduktionsablauf (Waschen, Schneiden, Legen) bei den Testpersonen Mann und Frau festgelegt wird. Vereinbaren wir weiterhin, daß wir unter „Legen“ die gleiche Fönprozedur verstehen – im Ergebnis ein sogenannter „Merkel-Kopf“ –, für Mann und Frau gleichermaßen geeignet. Dann muß die Frau für einen Damenhaarschnitt dennoch einen Zuschlag zahlen, den sogenannten „Informations- beziehungsweise Gesprächszuschlag“. Es muß also die Zeit mitgerechnet werden, die für das allgemeine und besondere Geschnattere beim Friseur veranschlagt wird – bei Frauen vergleichsweise höher als bei Männern.

Steffen Sachtleben, Berlin

Diese Frage hat mein Ex-Friseur schon lange geklärt. Unter Hinweis auf die Gleichberechtigung knöpft er männlichen und weiblichen Kunden gleichermaßen 55 Mark ab.Petra Wendt, Berlin

Männer sind meistens leider geizig, was die ästhetische Gestaltung ihres Äußeren betrifft. Der niedrigere Preis soll deshalb ein Anreiz sein, doch ab und zu etwas für die eigene Verschönerung zu tun, anstatt die Frisur den laienhaften Schneide- und Rasurversuchen von Freundinnen und Müttern zu überlassen. Und hinterher über das Ergebnis zu maulen.Katja Franz, Marburg

Warum ist der Rechtsweg immer ausgeschlossen? (6.6.98)

Der Ausschluß des Rechtsweges bei Gewinnspielen ist eine flankierende Maßnahme von Redaktionen, um Mauscheleien und andere finstere Machenschaften straflos zu überstehen. Typisches Beispiel: das wöchentliche Preisrätsel einer bekannten deutschen Tageszeitung (Die Wahrheit??). Die langjährige teilnehmende Beobachtung der Siegerliste zeigt, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Es gewinnen

– fast immer: Frauen

– häufig: dubiose Wohngemeinschaften

– selten: Männer

– nie: ich!

Hier stellt sich eine weitere Letzte Frage: Warum sind Machenschaften stets finster? Gibt es keine hellen, freundlichen?

Klaus-Peter Schrage,

Braunschweig