piwik no script img

BSE-Angst ist für viele kein Thema mehr

■ Doch die Zahl der Kunden bei den Berliner Bio-Fleischern steigt auch ohne Seuchenpanik an

„Die Neukunden, die vorwiegend aus Angst und nicht aus ökologischen Bewußtseinsgründen bei uns Fleisch gekauft haben, sind größtenteils wieder weggeblieben, als die Berichterstattung über BSE in den Medien verebbt war“, sagt Jürgen Muskulus, Fleischermeister und Inhaber der Neuland-Fleischerei Bachhuber in Wilmersdorf. „Die Zahl der Kunden, die Wert auf Fleisch aus tiergerechter Haltung legen, steigt langsam, aber stetig an.“

„Da Neuland-Fleisch aus einer vergleichsweise aufwendigen Tierhaltung stammt, liegt der Preis etwa 20 bis 30 Prozent über dem konventioneller Fleischerzeugnisse“, erläutert Susann Elste, Ernährungswissenschaftlerin und Mitarbeiterin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Tiergerechte Haltung heißt, daß alle Voraussetzungen geschaffen werden, die den Grundbedürfnissen der Tiere entgegenkommen“, so Elste. Dazu zählen Gruppenhaltung, reichlich Bewegung und ganzjährig Auslauf auf Weideflächen. Der 1988 gegründete Neuland-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung versteht sich als Kontroll- und Beratungsorganisation. Das Neuland-Markenzeichen wird landwirtschaftlichen Betrieben und Erzeugergemeinschaften verliehen, die nach den Neuland- Richtlinien produzieren. Diese Richtlinien beziehen sich auf alle Stufen der Fleischherstellung, angefangen von der Tierhaltung über das Futter sowie den Transport und die Schlachtung bis hin zur Verarbeitung des Fleisches. In Neuland-Betrieben werden die Tiere mit konventionellem Futter gefüttert. Jedoch ist die Fütterung von Tierkörpermehlen, Antibiototika, synthetischen Zusatzstoffen, gentechnisch manipulierten Sojabohnen sowie Importfuttermitteln verboten. Auf der Stufe der Fleisch- und Wurstverarbeitung sind der Einsatz von Phosphaten, Glutamat und hydrolisierten Eiweißen sowie die Schwarzräucherung untersagt.

Neuland-Fleischer stellen den größten Teil der Wurst selber her. Michael Kluge, Fleischermeister und Inhaber einer Neuland-Fleischerei in Neukölln: „Qualitativ hochwertige Wurstprodukte sind nur aus qualitativ hochwertigem Fleisch herstellbar.“ Volker Wartmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen