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Mit dem Kunstfrühling auf Dududu

■ Die taz geht Pflücken im Güterbahnhof und schenkt Ihnen jeden Tag mindestens zwei Blumen. Heute: Jobst von Berg und Tine Herrmann

Videos, Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, Photos und Gemälde – im Alten Güterbahnhof zeigt die Bremer Kunstszene seit dem letzten Wochenende ihre zahlreichen Gesichter. Arbeiten von 48 KünstlerInnen umfaßt die Ausstellung „Untitled – Kunstfrühling '98“. Zu viele, um sie alle in einem einzigen Text angemessen zu würdigen. Deshalb durchfluten Frühlingsgefühle ab heute dietaz: Täglich werden wir die Werke von mindestens zwei KünstlerInnen, die auf dem „Kunstfrühling“ zu sehen sind, auf dieser Seite kurz vorstellen. Zum Auftakt: Jobst von Berg und Tine Herrmann.

Wohnmobilurlauber sind die letzten Matadore der Romantik am Ende unseres so unromantischen Jahrhunderts. Zielsicher steuern sie ihre Wohnmobilschneckenhäuser selbst an die entlegensten Flecken unserer Erde, immer auf der Suche nach dem letzten unbefleckten Stück Mutterboden, das man per Autoreifen noch erreichen kann. Dort angekommen, huldigen sie schließlich Autan-umnebelt und in voller FotografInnenmontur dem Ziel all ihrer Sehnsüchte: Der wahren, unverfälschten Natur. Jobst von Bergs Fotoserie „Horizonte“ zerstört die Illusion, die diese Sehnsucht seit Jahrhunderten nährt. Himmel, Wiesen, Wälder und Felder – nichts ist so, wie es einst war, Natur also immer das, was Menschen aus ihr machen. von Berg treibt diese Einsicht ins Extreme, bastelt sich seine eigene idyllischen Welten aus dem, was die schnöde Welt an Vorgaben macht. Und rettet zugleich die romantische Sehnsucht nach Ursprünglichkeit davor, unter den Rädern eines Wohnmobils verrecken zu müssen.

Tine Herrmanns fotografischer Blick richtet sich auf unspektakuläre Details. Worüber die meisten unachtsam hinwegtrampeln, darauf blickt sie mit der Neugierde eines kleinen Kindes. Aufgeplatzte, schmutziggraue Straßenbeläge, aus denen sich zarte, grüne Grashalme herausgearbeitet haben, interessieren sie ebenso wie Teerstreifen, die dunkle Linien über den Asphalt ziehen. Herrmann collagiert diese Risse, öffnet so das einzelne Foto und macht es – auch sie eine Romantikerin! – zum Teil einer von ihr neu erschaffenen Wirklichkeit. Zufällige Linien finden so in erstaunlicher Harmonie zueinander und wandern an anderen Stellen wieder neugierig hinaus. Auf der Suche nach Anschluß? zott

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