: Verpuffter Zauber des letzten Drückers
■ Italien (2:1 gegen Österreich) und Chile (1:1 gegen Kamerun) erreichen bei der Fußball-Weltmeisterschaft das Achtelfinale
Berlin (taz) – Es waren wahrhaftig nicht die souveränsten Teams, die sich gestern nachmittag in der Gruppe B für das Achtelfinale der Fußball-WM qualifizierten. Italien quälte sich zu einem 2:1-Sieg gegen Österreich und schloß die Vorrunde als Gruppensieger ab. Die Chilenen brachten es gegen am Ende neun Kameruner zu einem mageren 1:1 und hätten in der Nachspielzeit fast noch jenes Tor kassiert, das die Afrikaner an ihrer Statt in die nächste Runde gebracht hätte.
Kamerun hatte in diesem Match jedoch ebensowenig das Glück des Tüchtigen wie Österreich gegen Italien. Zwar konnte das Team von Herbert Prohaska in St. Denis erneut seinen bewährten Zauber des letzten Drückers verbreiten und durch Herzogs Foulelfmeter Sekunden vor Schluß ein Tor erzielen, dumm nur, daß Roberto Baggio kurz zuvor zum 2:0 für Italien getroffen hatte. Andererseits hätte auch ein 1:1 Österreich wegen des schlechteren Torverhältnisses nicht weitergebracht.
Vom Zwang des Siegenmüssens getrieben, hatte Prohaska diesmal eine für ihn untypische Offensivtaktik gewählt, und vor allem Vastic, Last-Minute-Torschütze gegen Chile, sorgte für Belebung im Angriff. Sein Partner Toni Polster war sich nicht einmal zu schade, in der Abwehr auszuhelfen, was dem Team in der 49. Minute deutlich zum Nachteil ausschlug. Polster unterlief einen Freistoß von Alessandro del Piero und hinter ihm köpfte Christian Vieri das 1:0 – sein viertes Tor bei dieser WM. Danach taten die Italiener nur noch sehr wenig und hatten bei etlichen Torchancen des Gegners großes Glück. Erst der nach 70 Minuten für del Piero gekommene Roberto Baggio sorgte wieder für etwas Befreiung und schließlich bei einem der Konter gegen eine nunmehr entblößte österreichische Abwehr für das 2:0.
Sehr unglücklich agierte in Nantes die Mannschaft von Kamerun, die trotz des Platzverweises von Song (52.) den chilenischen Führungstreffer von Sierra (21.) durch Mboma (56.) ausglich und sich auch durch die Rote Karte für Etame (89.) kaum beirren ließ. Mit viel Dusel und drei Unentschieden kam Chile ins Achtelfinale, wo die WM für das Team enden dürfte, wenn es sich nicht ganz erheblich steigert.
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