Kunststoff-Plansoll übererfüllt

Berlin (taz) – Das Duale System Deutschland (DSD), das für die Entsorgung des Grünen- Punkt-Mülls verantwortlich ist, hat beim Kunststoffrecycling sein Plansoll 1997 nach eigenen Angaben übererfüllt. 567.000 Tonnen Kunststoffverpackungen wurden im vergangenen Jahr zum Recycling geschickt. Das sind 69 Prozent aller Plastikverpackungen, in denen Süßigkeiten, Einwegrasierer oder etwa Joghurt stecken. Die Verpackungsverordnung schreibt nur eine Verwertungsquote von 64 Prozent vor.

Dieser sogenannte Mengenstromnachweis – das Maß für den Erfolg des Grünen Punkts – wird in mehreren Schritten ermittelt. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung schätzt die Menge der Plastikverpackungen ab, die jährlich auf den Markt kommen. 80 Prozent davon müssen sich laut Verpackungsverordnung später bundesweit in den gelben Säcken und Tonnen wiederfinden. Das ist die Erfassungsquote. Von dieser müssen wiederum 80 Prozent recycelt werden. Unter dem Strich sind dies dann 64 Prozent aller Plastikverpackungen.

Die Deutsche Gesellschaft für Kunststoff-Recycling (DKR) muß sicherstellen, daß die Plastikberge auch wirklich recycelt werden – und dies, wenn möglich, im Inland. Bis vor wenigen Jahren gab es nur geringe Kapazitäten für Kunststoff-Recycling in der Bundesrepublik. Noch 1993 wurden 60 Prozent aller vom Dualen System Deutschland (DSD) eingesammelten Plastikabfälle exportiert. Dabei landete der deutsche Wohlstandsmüll auch in bitterarmen Ländern wie NordKorea, die mit dem Plastikrecycling ein paar Mark verdienen wollten. Manchmal tauchten die Verpackungen aber auch einfach an unvorhergesehenen Orten auf: Im Sommer 1996 wurden 560 Tonnen Plastikmüll im Libanon gefunden – unrecycelt.

Für die DKR ist dies Schnee von gestern. 1997 seien nur noch neun Prozent der Kunststoffverpackungen zum Recycling exportiert worden, weist die Mengenstrombilanz der DKR aus. Das sind zehn Prozent weniger als noch 1996, und das, obwohl die Zahl der Plastikverpackungen im vergangenen Jahr wieder gestiegen ist. „Die Recycling- Kapazitäten sind inzwischen so groß, daß die Nachfrage nach Kunststoffverpackungen das Angebot übersteigt“, sagt DKR- Sprecherin Heike Hülzer.

Um solche Überraschungen wie im Libanon zu vermeiden, habe man zusammen mit dem TÜV und den Wirtschaftsprüfern der KPMG eine „vertiefte Verwertungskontrolle“ der Recyclingfirmen eingeführt. Seit Mitte 1996 habe man keine schwarzen Schafe mehr gefunden, die Plastikmüll ins Ausland abschieben, versichert Hülzer. nbo