: 110 Jobs weniger
■ Massenentlassungen bei Quickborner Schokoladenfabrik Ludwig beantragt
Bei der Quickborner Schokoladenfabrik Ludwig gehen mindestens 110 feste Arbeitsplätze verloren. Das Unternehmen habe beim zuständigen Arbeitsamt Antrag auf Massenentlassung gestellt, bestätigte gestern der zuständige Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG), Walter Scheuer. Zusätzlich zu den 110 Stammkräften könnten 60 Saison- und 130 LeiharbeiterInnen ihren Job verlieren. „In der Produktion“, so Scheuer, „arbeiten überwiegend Frauen.“ Nur 110 ArbeitnehmerInnen sollen ihre Stellen behalten. Vom Unternehmen und den Muttergesellschaften war keine Stellungnahme zu erhalten.
Schon in der vergangenen Woche hatten rund 200 MitarbeiterInnen in Quickborn gegen ihre Abwicklung protestiert (siehe taz vom 19. Juni 98). Genützt hat es ihnen wenig. Nach Angaben der Gewerkschaft NGG soll die Schokoladenverarbeitung aus Quickborn abgezogen werden. Saisonartikel wie Osterhasen oder Weihnachtsmänner, aber auch die Produktion von Spezialitäten wie der Luftschokolade sollen in Zukunft anderswo hergestellt werden.
Die Eigentümerin der Fabrik, die Krüger GmbH & Co KG aus Bergisch Gladbach, verfüge über nicht ausgelastete Produktionskapazitäten in Ostdeutschland. „Die können die Tonnen aus Qickborn dort locker mitmachen“, sagte Scheuer. In Quickborn bleibe dann nur die Herstellung von Schokoladenmasse und Kaubonbons. Die Gewerkschaft NGG hat keine Hoffnung, den Personalabbau abzuwenden. Scheuer setzt nun auf Qualifizierungsmaßnahmen und die Unterstützung von Land und Europäischer Union, um die ArbeitnehmerInnen in neue Arbeitsplätze zu bringen.
Die Aachener Schokoladengruppe Ludwig war nach dem Tode des Firmeninhabers Peter Ludwig im März dieses Jahres an Krüger verkauft worden. Ludwig erzielte im vergangenen Jahr mit insgesamt 1000 MitarbeiterInnen an seinen Standorten in Aachen, Saarlouis und Quickborn einen Umsatz von 620 Millionen Mark; Instant-Gigant Krüger, bekannt für Instant-Waren wie Zitronentee, Diätprodukte und Babynahrung, ist mit 2300 Beschäftigten und 1,4 Milliarden Mark Umsatz deutlich größer. Bei der Übernahme vor knapp drei Monaten hatte Krüger versichert, daß alle MitarbeiterInnen übernommen würden. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen