■ Bei der Technikbewertung sind Laien gefragt

In Deutschland hat sich die Technikfolgenabschätzung (TA) seit Beginn der siebziger Jahre etabliert. Die auf diesem Gebiet wohl aktivste Einrichtung ist, neben dem Büro für Technikfolgenabschätzung am Deutschen Bundestag (TAB), die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart. Die Akademie ist im Zusammenhang mit der Gründung des TAB entstanden. Ursprünglich war vorgesehen, ein politisches Lenkungsgremium für die TA am Bundestag einzurichten, in dem neben Parlamentariern auch Experten aus Wissenschaft und gesellschaftlichen Gruppen vertreten sind. Das Vorhaben scheiterte, statt dessen wurde das damalige Kernforschungszentrum Karlsruhe, das später in Forschungszentrum Karlsruhe umbenannt wurde, mit der Einrichtung eines TA-Büros beauftragt.

Das ursprüngliche Konzept wurde dann 1992 vom damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth in Baden-Württemberg umgesetzt. Die vom Land Baden- Württemberg unterstützte Akademie bearbeitet unter anderem die Schwerpunkte Abfall, Energie, Verkehr und Bedingungen einer nachhaltigen Entwicklung.

Als bisher einzige Institution hat die Stuttgarter Akademie versucht, eine neue Form in die bundesdeutsche TA einzuführen, die sogenannte Laienrunde, ein Verfahren, das ähnlich bereits in Großbritannien und Dänemark angewendet wurde. Nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürger wurden über mehrere Tage in das Gebiet der Gentechnologie eingeführt und konnten Experten befragen. Die von den Laienrunden erarbeiteten Empfehlungen wurden dem Landesparlament vorgelegt. Doch das Projekt war zum Scheitern verurteilt. Eine Umsetzung in parlamentarische Initiativen oder Gesetze erfolgte nicht, denn diese Entscheidungen werden in Bonn oder Brüssel gefällt. wlf