Chlorfrei im Freien

■ Hamburger Badeseen: Nicht jeder Tümpel ist zum Eintauchen geeignet

Theoretisch gibt es ihn bereits seit einer Woche, den Sommer und damit die Möglichkeit chlorfreien Badevergnügens im See. Zwar ist nicht jeder Tümpel zum Eintauchen geeignet, doch immerhin 14 Gewässer in Hamburg sind von der Umweltbehörde offiziell zum Schwimmen freigegeben.

Für diese fordert die Badegewässerverordnung der Stadt, die nach den Richtlinien der EU gestaltet ist, eine regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität. Alle zwei Wochen untersuchen die Bezirke ihre Seen auf pH-Wert, Salmonellen und andere Mikroorganismen wie Fäkalstreptokokken oder gesamtkoliforme Bakterien. Wird einer der Grenzwerte wiederholt überschritten, gibt's Badeverbot.

„Bei den mikrobiologischen Werten gab es in den letzten Jahren kaum Schwierigkeiten“, beruhigt Jürgen Siebert von der Umweltbehörde. Dies bestätigen die aktuellen Zahlen: So liegt etwa bei den Seen im Bezirk Bergedorf (Sommerbad Altengamme, Allermöher See, Boberger See, Eichbaumsee, Hohendeicher See, See „Hinterm Horn“) der Gehalt an gesamtkoliformen Bakterien um das zehn- bis hundertfache unter den Grenzwerten. Und auch das „Blaualgenproblem“ des Eichbaumsees, so Siebert, habe man inzwischen im Griff: Eine 500.000 Mark teure Anlage hält dort das Wasser künstlich in Bewegung. Die üppige Algenblüte, die in überdüngten Seen oft im Spätsommer auftritt, stellt ein Sicherheitsrisiko dar: Durch die schlechte Sicht im trüben Wasser können Rettungsmaßnahmen behindert werden. Bei einer Sichttiefe von weniger als einem Meter darf deshalb nicht mehr gebadet werden.

„Manche Seen werden aus Kostengründen erst gar nicht als Badegewässer zugelassen“, erklärt Marc Nieländer vom Bezirksamt Harburg. Gerade Baggerseen ohne natürlichen Zu- und Ablauf würden innerhalb weniger Wochen umkippen; der enorme Eintrag von Sonnenöl, Urin und Kot durch Badegäste und mitgebrachte Haustiere sei für solche Gewässer kaum zu verkraften. „Eine arme Stadt wie Hamburg“, so Nieländer, „könnte sich die dann fälligen Sanierungsmaßnahmen gar nicht leisten.“

Daß jenseits aller ökologischer Feuerwehreinsätze schon viel Geld für die Badeseen ausgegeben wird, zeigt das Beispiel Kiwittsmoor. Mit seinem neu aufgeschütteten Sandstrand und einem großen Planschbecken eignet sich das dortige Strandbad jetzt besonders für Familien mit kleinen Kindern. Allerdings müssen Erwachsene jetzt vier, Kinder zwei Mark Eintritt bezahlen. Auch für die Strandbäder Farmsen, Ostende, Volksdorf und Duvenstedt sowie das Freibad Stadtparksee muß bezahlt werden. Bei Badegewässern wie dem Öjendorfer See oder dem Ufer von Neuwerk ist Eintauchen frei.

Bleibt zu hoffen, daß es bis Mitte September auch noch in der Praxis Sommer wird. Dann nämlich endet für die meisten Seen die offizielle Badesaison. Jochen Metzger