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„Geldgeile Horde“ gegen „armselige“ Funktionäre

■ Wechselseitige Vorwürfe im nigerianischen Lager nach dem unverhofften Achtelfinal-Aus

Paris (dpa) – Mit einschneidenden personellen Konsequenzen will der Nigerianische Fußball- Verband (NFA) auf das Achtelfinal-K.o. der „Super Eagles“ bei der Weltmeisterschaft in Frankreich reagieren. „In Zukunft werden mehr einheimische Spieler in der Mannschaft sein“, sagte NFA- Präsident Abdulmumini Aminu gestern in Paris und kündigte an, man werde beim Neuaufbau des Teams für die Afrikameisterschaft in zwei Jahren weitgehend auf die bei ausländischen Vereinen engagierten Spieler verzichten. „Als Konzentration und professionelle Einstellung gefragt waren, haben die meisten von ihnen eine fragwürdige Haltung an den Tag gelegt.“

Auch Generalsekretär Sani Toro rechnete mit der aus elf ausländischen Klubs zusammengestellten Mannschaft ab und bezeichnete die Spieler als eine „geldgeile Horde“. Vor dem Achtelfinal-Duell mit Dänemark hätten sie zu der bereits vereinbarten Prämie von 20.000 US-Dollar pro Mann weitere 10.000 Dollar gefordert, so der Verbandsfunktionär, „und uns blieb keine andere Wahl, als zu zahlen. Als Dank beschimpfen uns die Spieler und geben uns die Schuld an der Niederlage. Das ist eine Schande.“

Ein Großteil der Mannschaft stempelte nach dem 1:4 gegen die Dänen den Verband zum Sündenbock. „Uns fehlte die Konzentration, weil wir Probleme hatten wegen der armseligen Organisation durch die NFA“, kritisierte Torwart Peter Rufai, „keiner von den Verbandsbossen hat sich hier richtig um uns gekümmert.“ Generalsekretär Sani Toro wies die Vorwürfe zurück und betonte, die NFA habe mit Unterstützung der Regierung optimale Voraussetzungen für die WM geschaffen, „die Mannschaft hatte einen guten Trainer, ein hervorragendes Trainingslager in der Schweiz, und wir haben alle Prämien bezahlt.“

Anstelle von Bora Milutinović, dessen Vertrag zum Monatsende ausläuft und von der NFA nicht mehr verlängert wird, soll ein nigerianischer Trainer verpflichtet werden. Auf die in Frankreich eingesetzten Spieler wird er kaum noch zurückgreifen können. „Für mich und die meisten meiner Kollegen ist die Zeit gekommen, über unsere Zukunft in der Nationalmannschaft nachzudenken“, deutete der ehemalige Kölner Sunday Oliseh den bevorstehenden Abschied etlicher Spieler an.

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