■ Mann des Tages: Der bissige Philosoph mit Tordrang
: Edgar Davids (umarmt sogar alte Feinde)

Hunde sind derzeit besonders gefragt im Sport. „Doberman-Defense“ wurde die Verteidigung des NBA-Champions Chicago Bulls während der Playoffs getauft, einen ähnlich bissigen Namen bekam Edgar Davids, dessen Idol im übrigen Dennis Rodman ist, von seinem ehemaligen Coach Louis van Gaal verliehen: Pitbull. Stets am Rande des Platzverweises pflügt der Niederländer über das Feld, weiß aber auch mit technischen Finessen zu begeistern. Am Montag entdeckte er schließlich sogar seinen Torriecher. Das 2:1 in letzter Minute gegen Jugoslawien war sein erstes Länderspieltor.

Auch außerhalb des Platzes macht der kleine Kämpfer mit der Rastafrisur seinem Spitznamen Ehre. „Der kann sogar in einer leeren Umkleidekabine Streit anzetteln“, sagt ein ehemaliger Mannschaftskamerad. 1996 säte Davids solche Zwietracht im holländischen EM-Team, daß er von Coach Hiddink rausgeworfen wurde, beim AC Mailand überwarf er sich mit den meisten Teamkollegen, und erst bei Juventus Turin fand er inneren und äußeren Frieden. Der 25jährige, der einst die Hauptschule abbrach, liest inzwischen mit Vorliebe philosophische Werke, unter anderem Spinoza und buddhistische Schriften, hat seine eigensinnige Spielweise abgelegt und stellte seine neue Kooperationsbereitschaft zuletzt dadurch unter Beweis, daß er seinen alten Feind Cocu demonstrativ herzlich umarmte, als dieser ein Tor geschossen hatte.

„Jeder muß sich der gemeinsamen Sache des Teams unterordnen“, sagt er brav, und Hiddink braucht es bislang nicht zu bereuen, daß er Davids wieder in Gnaden aufnahm. Noch glücklicher kann er sich schätzen, nicht dessen Auswechselersuchen wegen Muskelkrampfes nachgekommen zu sein. „Gott sei Dank habe ich es nicht getan“, fiel ihm noch nachträglich ein Stein vom Herzen. Matti