: Ein ägyptischer Alternativbericht
Daß die Ereignisse der französischen Expedition nicht nur aus europäischer Sicht überliefert sind, verdanken wir dem ägyptischen Historiker Abdel Rahman Al-Jabarti (1756 bis 1825). In seiner Chronik Bemerkenswerte Überlieferungen: Biographien und Ereignisse hat der Scheich der islamischen al-Azhar-Universität als damals Vierzigjähriger die Ankunft der Franzosen in Kairo und die drei folgenden Besatzungsjahre geschildert.
Al-Jabrati blieb unschlüssig, wie er die Invasoren aus dem Norden einschätzen sollte. Mit Abscheu berichtet er über die Art und Weise, wie die französische Armee versuchte, sich das Land untertan zu machen: „Viele Menschen schlachteten sie ab und warfen sie in den Nilstrom. In jenen zwei Tagen und in den folgenden sind so viel Menschen umgekommen, daß niemand ihre Zahl kennt außer Gott.“ Al- Jabarti zollte den Invasoren trotzdem Bewunderung – für ihre wissenschaftlichen Instrumente und ihre öffentliche Bibliothek. Am beeindruckendsten schien für ihn eine Gerichtsverhandlung gewesen zu sein, in der der Mörder des französischen Generals Kléber abgeurteilt wurde. „Wie ist das möglich; ein rasender Vagabund überfällt heimtückisch ihren Chef und Fürsten; sie ergreifen und überführen ihn, doch sie beeilen sich nicht, ihn und jene anderen, von denen er spricht, zu töten. Vielmehr setzten sie ein Gericht und eine Gerichtsverhandlung ein.“
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