: Schlager als Umwelthit
■ Ein Schlager-Gedenk-Marsch am Vortag der Love Parade soll die Liebe zur Umwelt wecken
Das Bezirksamt Tiergarten kann sich freuen. Endlich nimmt sich jemand offiziell der Bäume an, die jedes Jahr der Love Parade zum Opfer fallen. Unter dem Titel „Mein Freund der Baum ist tot“ soll am Freitag, einen Tag vor dem Mega-Rave, der erste Schlager- Gedenk-Marsch stattfinden. „Es soll keine Gegendemonstration“ sein, betont „Der Fabulöse Fabian“, der mit anderen DJs die Gruppe „Die Stimmen in Aspik“ aus der „Hafenbar“ bildet. Doch reiner Kommerz unter Außerachtlassung der Bäume und des Mülls sei „der falsche Weg“, kritisiert der 24jährige.
So sollen Schlagerrhythmen von einem mit Kunstrasen überzogenen Tieflader für das richtige Müllbewußtsein sensibilisieren, das nach Überzeugung des „Fabulösen Fabian“ von den Machern der Love Parade nach wie vor außer acht gelassen werde. Die Schlagerfans wollen zeigen, wie's gehen kann: Alle drei Minuten, der früheren Dauer eines Single-Titels, soll die Musik unterbrochen werden – Zeit, in denen die Teilnehmer ihren Müll entsorgen und über ihren Platz in der Umwelt nachdenken können. Zu der angemeldeten Demonstration werden etwa 2.000 Teilnehmer erwartet. Promis wie Roberto Blanco und Gotthilf Fischer sind angefragt. Jürgen Drews und Marianne Rosenberg seien am Überlegen, hieß es.
Ganz ohne Anleihen bei der Love Parade kommen die Schlagerfans aber nicht aus. Auch sie bedienen sich der Liebe – nur anders. „Die Liebe ist nicht von Techno gepachtet“, stellt „Der Fabulöse Fabian“ klar. Weil Techno zu anonym und ein Liebesbekenntnis auf der Love Parade eine „Verneinung der Umwelt“ sei, lautet die Liebesbotschaft der Schlagermusik: „Das Volk zu noch mehr Liebe zu sich selbst und zu anderen ermutigen“. Barbara Bollwahn
Freitag 14–17 Uhr, vom Wittenbergpl. über den Ku'damm zum Olivaer Pl. und zurück, Abschlußkundgebung am Breitscheidpl.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen