: Kalte Platten, lauwarme Worte
■ Der Poker um den Alsterpavillon geht weiter / Investor Brunckhorst hat auch mit dem Dampfer „St. Georg“ Probleme
Der Brunckhorst Party-Service pokert nun doch weiter mit um den Alsterpavillon. Das teilte Jürgen Kröger, Rechtsanwalt des Kalte-Platten-Lieferanten, gestern mit. Nach Gesprächen am Dienstag zwischen dem Betriebsrat der Alsterpavillon-GmbH, der Firma Brunckhorst und dem als Schlichter fungierenden Liegenschaftsamt, könne aus der Übernahme „doch noch etwas werden“.
Gestern wurden die Verhandlungen unter dem Druck der morgen durch den Konkursverwalter drohenden Schließung fortgesetzt. Die Gewerkschaft NGG erklärte, zwar sei man beim Sozialplan mit 450 000 Mark einem Kompromiß nahe, doch Brunckhorst wolle die Beschäftigten nach wie vor „ohne Beteiligung des Betriebsrates in seinem Unternehmen einsetzen“.
Während die einen auch morgen weiter verhandeln, nutzen andere den Poker zur eigenen Profilierung. Der CDU-Landesvorsitzende Dirk Fischer schlug wieder mal vor, den 50er-Jahre-Bau zugunsten eines „Hamburg würdigen Neubaus im Stile des historischen Pavillons“ abzureißen. Für Annette Verhein-Jarren, Sprecherin des Liegenschaftsamtes, ist das ausgeschlossen: Das Gebäude steht bereits unter Denkmalschutz.
Brunckhorst-Chef Kurt Harms hat derweil allerdings auch mit einem anderen Unternehmen an der Alster Probleme. Von dem Verein Alsterdampfschiffahrt sicherte Harms sich die exklusiven Gastronomierechte für das 119 Jahre alte Dampfschiff „St. Georg“. Dafür versprach er ein Auftragsvolumen von 200 Charterstunden im Jahr; tatsächlich fuhr die „St. Georg“ jedoch nur 126 Stunden ein. Der Verein stellte Brunckhorst die verbliebenen 38 500 Mark daraufhin in Rechnung. Wie der Brunckhorst-Anwalt Kröger nun erklärte, wolle sein Mandant diese Summe aber nur bei „weiteren Zugeständnissen“ des Vereins Alsterdampfschiffahrt bezahlen. Die Entscheidung steht ebenfalls noch aus.
Fraglich bleibt, wie die Firma Brunckhorst bei all den offenen Verhandlungen überhaupt noch zum Brötchen-Schmieren kommt.
Timo Hoffmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen