: Verkehr im Biotop
■ Widersprüchliche Pläne für DASA-Erweiterung in Finkenwerder
„Die Stadtentwicklungsbehörde betreibt in Finkenwerder vorauseilenden Gehorsam.“ Scharf kritisiert Manfred Prügel vom Naturschutzbund (NABU), „daß die Behörde die umstrittene Erweiterung des DASA-Geländes am Neßhauptdeich praktisch schon genehmigt hat.“ In den Änderungs-Entwürfen zum Flächennutzungsplan sei das 60 Hektar große Weidegebiet, auf dem die DASA ab Sommer 1997 Flugzeuge parken will, zwar weiterhin als Grünfläche ausgewiesen. „Im Landschaftsprogramm, das doch eigentlich die Natur schützen soll, steht aber bereits explizit Gewerbenutzung.“
Für Steb-Sprecher Bernd Meyer gar kein Widerspruch: „Die F-Plan-Änderung war schon lange vorgesehen. Deshalb haben wir sie in den jetzt vorgelegten Plan nicht mehr aufgenommen. Der zeigt nämlich nur die aktuellen, zusätzlichen Änderungen.“ Die DASA-Werkserweiterung auf dem städtischen Gelände sei seit 1993 per Senatsbeschluß abgesegnet. Nach der Sommerpause soll der Bebauungsplan geändert werden, damit dem Zubetonieren auch planungsrechtlich nichts mehr im Wege steht.
Dagegen laufen NaturschützerInnen schon jetzt Sturm: „Es geht nicht an, daß immer mehr Flächen versiegelt werden. Den Wiesenbrütern in Finkenwerder werden damit die Nistplätze geraubt“, fürchtet NABU-Mitglied Monika Bock. Bis zum angrenzenden Naturschutzgebiet „Alte Süderelbe“ blieben nach dem Ausbau nur noch 200 Meter Abstand: „Ein Witz.“
Weiterer Knackpunkt, auf den der NABU in seiner Stellungnahme zum F-Plan hinweist: Die Werkserweiterung sorgt für erhebliche Verkehrsprobleme. Der Neßhauptdeich, zur Zeit die Straße für den Durchgangsverkehr von und nach Stade, verläuft unerfreulicherweise mitten durch das künftige DASA-Betriebsgelände. „Das geht natürlich nicht, aber die Verlegung der Straße ist nicht unser Problem“, zuckt DASA-Sprecherin Sigrid Anders mit den Schultern. Es müsse eben eine Ortsumgehung her. Die Baubehörde hat schon eine Lösung parat, die der NABU für einen mißlungenen Aprilscherz hält. Die südliche Umgehungstrasse soll von der Finkenwerder Straße zum Neuenfelder Hauptdeich führen und dabei die Alte Süderelbe „queren“: Der ganze Berufsverkehr auf einer Brücke mitten durch das Biotop, das als Ausgleich für Altenwerder geplant ist. Ökologisch wertvoll. hh
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