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Mit Hand und Mund

■ Die Brecker Brothers und das Eddie Palmieri Octet beim Zeitvergleich

Zwei Brüder fahren Tandem und machen das zu ihrem Markenzeichen. Während Michael Brecker das Tenor-Saxophon hält (Foto), trötet Randy die Trompete. Analog zu den familiären und auch etwas sentimentalisierten Familienbanden ist ihr Ton allerdings mit der Zeit allzu glatt geworden. Es ist der Klang, der Lofts mit mehrschaumgrünen Stühlen in eine wohlige Athmossphäre hüllt. „Wir versuchten Out Of The Loop“, beschreibt Randy die aktuelle Entwicklung, “etwas weniger stürmisch und aggressiv als unser letztes Album The Return Of the Brecker Brothers zu halten.“ Die Rückkehr der Brecker Brothers, ihre Reunion ganz im Stil einer Hollywood-Fortsetzung und beileibe kein gewagtes Klangexperiment, fand 1992 statt.

Nach ihrem Split 1975 wurden beide Brüder begehrte Studiomusiker und arbeiteten unter anderem mit Bruce Springsteen, John Lennon und Steely Dan, aber auch mit Bruce Chambers, Ron Carter und Mike Stern zusammen. Michael Brecker war Teil des Fusion-Trios Steps Ahead, deren frühe Aufnahmen als wegweisend gelten in Sachen Jazz-Funk, und startete 1987 seine Solokarriere, bevor er sich wieder mit dem Brüderchen zusammenfand. Dabei geben sie auf Out Of The Loop wie seit jeher vor, keine Scheuklappen zu kennen. Solchermaßen als Grenzgänger ausgewiesen, bringen sie Funk und Rythm–n–Blues in den Jazz ein. Was allerdings dabei herauskommt, ist kaum mehr als ein recht abgestandener versierter Pop, der sich – das ist das große Manko – keine Pausen gönnt. Denn wie meinte schon Miles Davis: „Gute Musik findet zwischen den Tönen statt.“ Pausenlos drängt sich der Verdacht auf, daß die Brecker Brothers ihr Publikum aus ehemals strammen Linken rekrutieren, die trotz Karierre immer noch gut drauf und so recht jugendlich sein wollen. Denn solche Leute verleihen auch die Schallplattenpreise, wovon die Brecker Brothers eine Menge abbekommen.

Beim Eddie Palmieri Octet verhält sich das ähnlich. Immerhin fünf der 26 Platten des Pianisten, der 1936 in Spanisch Harlem geboren wurde, wurden bisher mit Grammmies ausgezeichnet . Obwohl der Sohn puertorikanischer Eltern als klassischer Solist in der New Yorker Carnegie Hall debutierte, zog es ihn früh zum Salsa und Caribian. Auf seiner aktuellen Platte Palmas ist der Bartträger mit den Hawai-Hemden dann bei einer mit Bläser und Baß zersetzten Salsa-Variante angelangt. Volker Marquardt Brecker Brothers: Sa, 15. 7., Markthalle / Eddie Palmieri Octet: Mi, 19. 7. , Fabrik, jeweils 21 Uhr

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