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Unterm Strich

Und der Streit geht weiter: Guatemala und die USA sind in einen Konflikt über Museumsstücke aus der Maya-Zeit geraten. Die insgesamt 32 Exponate – Tassen, Krüge und kleine Statuen –, die derzeit im Museum of Fine Arts in Boston ausgestellt sind, seien gestohlen und müßten an Guatemala zurückgegeben werden, sagte die guatemaltekische Konsulin Fabiola Fuentes Orellana am Dienstag in New York. Museumsdirektor Malcom Rogers verweigert jedoch die Herausgabe der begehrten Stücke. Nach seinen Angaben handelt es sich bei den Exponaten um Geschenke eines Förderers des Museums. Guatemala beauftragte unterdessen mehrere Anwälte, sich um die Angelegenheit zu kümmern.

Gestritten wird auch in Dresden: um Porzellan. Um eine Mustersammlung aus rund 4.000 Einzelstücken sowie 12.000 Formen. Gehört sie der Sächsischen Porzellan-Manufaktur Dresden oder dem Freistaat? Die 1872 vom Dresdner Porzellanmaler Carl Thieme gegründete Manufaktur war 1991 von der Treuhand an die französische Manufacture de Saxe verkauft worden. Die Firma meldete 1993 Gesamtvollstreckung an. Allerdings hatten Treuhand und der Pariser Investor 1992 die Übereignung der Sammlung wegen ihres erheblichen musealen Wertes an den Freistaat vereinbart. Trotzdem schloß der Sequester im Mai 1993 einen Kaufvertrag mit dem Dresdner Unternehmer Jürgen Wegner. Seitdem betrachtet Wegner auch diese Teile als sein Eigentum.

Im März 1993 nahm das Kunstministerium die Sammlung in die Kulturdenkmalliste des Landes auf und bot dem Unternehmen einen Dauerleihvertrag an. Ziel des Landes sei es, die mehr als einhundert Jahre alte Sammlung zu erhalten und vor dem Verkauf ins Ausland zu schützen. Die derzeit laufende gerichtliche Auseinandersetzung sei daher nicht auf Herausgabe, sondern auf die Feststellung des Eigentums gerichtet, hießt es im Ministerium.

Auch im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie wurde offensichtlich einiges Porzellan zerschlagen: Doch die anonymen Vorwürfe gegen das ZKM und ihren früheren Vorstand Heinrich Klotz wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten haben sich nach Angaben des Landesrechnungshofs nicht bestätigt. In einem Interview mit den „Badischen Neuesten Nachrichten“ sagte der Präsident der Behörde, Martin Frank: „Wir haben keine Hinweise auf eine kriminelle Unterschlagung gefunden, wie dies in dem Schreiben behauptet wurde.“ Mitte Mai waren in einem Brief, der mit „eine Verwaltungsangestellte der Stadt“ unterschrieben war, heftige Beschuldigungen gegen Klotz und den Leiter des Medienmuseums, Hans-Peter Schwarz, erhoben worden. Sie wären beim Erwerb von Kunstwerken nicht ordentlich mit Geldern umgegangen zu sein. — Und damit Ende der Sommerstreitnachrichten.

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