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■ Die Anderen„La Repubblica“ schreibt zur Gründung eines Strafgerichtshofs für Kriegsverbrecher / Der „Independent“ äußert sich ironisch zum Urteil über die deutsche Rechtschreibereform / „Le Monde“ zum Staatsbesuch von Assad in Frankreich

Über die UN-Konferenz zur Gründung eines internationalen Strafgerichtshofs für Kriegsverbrecher schreibt „La Repubblica“ aus Rom: Inakzeptabel für zwei Drittel der Menschheit: So hat David Scheffer, der Chef der amerikanischen Delegation bei der Konferenz in Rom den Vertragsentwurf für die Einrichtung eines internationalen Strafgerichtshofs bezeichnet. Mit diesen Worten hat er dem Anschein nach jede Möglichkeit eines Umdenkens für die USA ausgeschlossen, die also das Dokument nicht unterzeichnen werden. Hinter die Vereinigten Staaten dürften sich auch Frankreich, China und Rußland stellen. Aber auch Nigeria, Indien, Pakistan, Libyen, Iran, Irak, Indonesien und Kuba. Die amerikanischen Befürchtungen sind nicht unverständlich: Wie Paris hat auch Washington Tausende von Soldaten im Ausland im Einsatz und will diese nicht vor fremden Richtern sehen.

Der britische „Independent“ äußert sich ironisch zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die deutsche Rechtschreibreform: Das deutsche Verfassungsgericht hat gesprochen. Von nun heißt es nicht mehr Ketchup, sondern Ketschup. Aber neben spöttischen Bemerkungen über eine so glorreich germanische Idee, wie Sprachprobleme vor Gericht zu lösen, sollten wir vielleicht auch über Lektionen für uns selbst nachdenken: Wie wäre es mit einer Gefängnisstrafe für den Gebrauch des Wortes „gobsmacked“ (platt), einem Bußgeld für die Verwechslung von „desinteressiert“ und „interesselos“ oder einer Zivildienststrafe, wenn auf „die“ „jenigen“ folgt?

Den Staatsbesuch des syrischen Präsidenten Hafis el Assad in Frankreich und das fehlende Insistieren auf Menschenrechten kritisiert die Tageszeitung „Le Monde“: In den achtziger Jahren hat Frankreich seine Unterstützung für die Unabhängigkeit des Libanon gegenüber dem syrischen Willen sehr teuer bezahlt. Botschafter Louis Delamare, der 1981 in Beirut ermordet wurde, war das deutlichste Opfer. Paris ist heute der Ansicht, daß es im Libanon und im Nahen Osten besser ist, mit Syrien gemeinsam vorzugehen als gegen es. Die französische Führung hat vielleicht nicht unrecht zu versuchen, es eher zu integrieren als auszuschließen.

Aber es wäre naiv, zu erwarten, daß der „Löwe von Damaskus“ seine Beute losläßt, beginnend bei diesem Libanon, den er vollständig in der Hand hat. Jacques Chirac kann nur hoffen, die persönliche Bindung, die er zu Hafis el Assad aufgebaut hat, nutzen zu können, um auf die notwendige Achtung der Menschenrechte und der allgemeinen Freiheiten zu bestehen. Aber kann man die Inhaftierung von mehr als 2.000 Häftlingen aufgrund ihrer Ansicht in einem Land hinnehmen, aus dem man einen „strategischen Partner“ machen will?

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