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WestPort II: Die überkandidelten Run DMC betreiben ihren eigenen Ausverkauf

Man hätte es fast voraussagen können: Viel Platz für Sit-Ins und Breakdance gab es am Freitag ab Mitternacht beim WestPort-Festival vor den Deichtorhallen. Gerade mal 300 Schaulustige fanden sich in dem Zirkuszelt mit den zwei illuminierten Kuppeln ein, um den Old-School-Pionieren Run DMC die Ehre zu erweisen. Natürlich konnte sich nur eine Handvoll B-Boys satte 45 Mark Eintritt für einen mehr als ungewissen Abend mit den drei legendären adidas-Werbeträgern leisten. Und natürlich waren nicht viele Jazz-Fans daran interessiert, ihren Horizont in Richtung HipHop zu erweitern. Haben doch Joseph „Run“ Simmons, Darryl „DMC“ McDaniels und Jason „Jam Master Jay“ Mizell mit Jazz nichts, aber auch gar nichts am Filzhut. Waren sie es doch, die in der zweiten Hälfte der Achtziger Rock in Sound und Gestus in die schwarze Musik integrierten und HipHop über diesen Umweg chartfähig machten. Beinahe geheime Insignien einer Subkultur wurden durch Run DMC bald innerhalb der Tonträgerindustrie als Verkaufsargument weitergereicht, und im Schulterschluß mit den Hardrockern Aerosmith drangen sie sogar in den ganz fetten Mainstream vor.

Aus dieser Zeit der Platinverkäufe stammt noch heute ihre Show. Große Gesten, viel Selbstbeweihräucherung und ein Einpeitschen, das manch einen an den Drill von Soldaten erinnerte. Das alles wirkte im ziemlich leeren WestPort-Zelt nur noch überkandidelt. Allein bei ihren drei Welthits („It's Tricky“, „It's Like That“ und „Walk This Way“) kamen Anspruch und Gehalt für kurze Zeit zusammen. Als dann aber Run gegen Ende noch auf der Bühne die Merchandise-Waren wie beim Sommerschlußverkauf an den Mann bringen wollte, war klar, daß Run DMC hier ihre honorige Vergangenheit zu Dumpingpreisen verhökern.

Volker Marquardt

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