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■ Die Anderen"Standard" (Wien) und die "Financial Times" zur Verurteilung des Teheraner Bürgermeisters

Der Wiener „Standard“ zur Verurteilung des Teheraner Bürgermeisters: Die Strafe ist hart, zu hart. Aber gerade mit seinem Engagement für eine politische Sache hat sich Karbaschi selbst die Fallstricke gelegt. Er hat im Präsidentenwahlkampf im Frühjahr 1997 aktiv versucht, für den damals ziemlich aussichtslosen Kandidaten Chatami Geld aufzutreiben. Er tat dies als Bürgermeister Teherans und mit dessen Mitteln und dessen Einfluß. Das ist zumindest bedenklich – und widerspricht übrigens genau dem von Chatami propagierten Rechtsstaat. In einem Land jedoch, wo Gewaltentrennung ein Fremdwort ist und die Institutionen derer, die da über Karbaschi zu Gericht saßen, in einem für uns unvorstellbaren Ausmaß miteinander verstrickt sind, wirkt so ein Urteil absurd und lächerlich, politisch eben.“

Die „Financial Times“ zum gleichen Thema: Die Vertreter einer harten Linie im Iran glauben, mit der Verurteilung von Gholam-Hussein Karbaschi eine Sieg errungen zu haben. Aber doch hat es den Anschein, daß die Auseinandersetzungen zwischen Reformern und Konservativen im Iran nicht in einem unparteilichem Gerichtsverfahren entschieden wird. Die Reformgegner haben bewiesen, daß sie die offene Konfrontation auf der Straße fürchten. Alles in allem sieht es so aus, als habe die alte Elite ein weiteres Eigentor geschossen.

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