: Schön gespielt, unglücklich verloren
■ Zum Saisonauftakt verlor Zweitliga-Aufsteiger Tennis Borussia in Hamburg beim FC St. Pauli. Am kommenden Sonntag soll im ersten Heimspiel gegen Energie Cottbus nun ein Sieg her
Tennis Borussia spielte wie Maria Stuart: schön, aber unglücklich. Der Berliner Aufsteiger verlor seine Zweitligapremiere in Hamburg beim FC St. Pauli nach starker Leistung 0:1.
Vor dem Spiel hatten Hamburger Fans noch viel Geld auf einen haushohen Sieg ihrer Elf gesetzt. Während der Partie wurde es jedoch totenstill im als „Freudenhaus der Liga“ gefürchteten Stadion am Millerntor, so daß man sogar die 300 mitgereisten TeBe- Fans unter den 15.000 Zuschauern jubeln hören konnte.
Das Tor des St. Paulianers Michael Mason nach einem Blackout der gesamten TeBe-Abwehr ließ die Berliner Jubelpreußen in der 68. Minute schlagartig verstummen. Dafür feierte im Gegenzug der Hamburger Block einen ebenso glücklichen wie unverdienten Heimsieg. Die Borussen waren am Boden zerstört. „Wir haben Lehrgeld zahlen müssen“, gestand ein verbitterter Manager Jan Schindelmeiser.
Trainer Hermann Gerland antwortete wissensdurstigen Journalisten mit suggestiven Gegenfragen. „Soll ich vielleicht jubeln?“ fauchte der aufgekratzte „Tiger“. Dann zog er die Krallen wieder ein und trug sein Schicksal mit vorbildlicher Fair-Play-Haltung. „Wir waren gute Gäste, haben schön gespielt und die Punkte dagelassen“, kommentierte Gerland die Niederlage.
Am Mannschaftsbus versammelten sich unterdessen seine frustrierten Spieler. Besonders bedröppelt wirkte Stürmer Kreso Kavocec, der zwei riesige Torchancen und damit einen durchaus möglichen Auswärtssieg vergab. „Es tut mir leid für die Jungs“, entschuldigte sich der in Hamburg aufgewachsene Kroate mit deutschem Paß. „So ist Fußball eben“, tröstete ihn sein Angriffspartner Ilija Aracic, „da hat man den Gegner klar im Griff und verliert trotzdem.“
Am kommenden Sonntag beim ersten Heimspiel gegen Energie Cottbus wollen die Charlottenburger „Veilchen“ das launische Kickerglücksspiel wieder zu ihren Gunsten wenden.
Allerdings droht den Berlinern im eigenen Mommsenstadion erneut ein „Auswärtsspiel“. Aus der Lausitz haben sich nämlich Tausende Energie-Fans angekündigt, die die Arena in Eichkamp (11.000 Plätze) voraussichtlich zu mehr als die Hälfte füllen werden. Jürgen Schulz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen