Unterm Strich

Was dem einen sein Schlingensief, ist dem Norden Lars von Trier. Das gilt zumindest für die Engführung von Skandal- und Demokratiebewegung. Mit dem Cannes-Beitrag „Die Idioten“ von Lars von Trier hat die Filmzensur in Norwegen erstmals Gruppensex-Szenen ungekürzt für die Kinos freigegeben. Wie die Osloer Zeitung Aftenposten gestern meldete, entschied die Behörde sich für eine ungekürzte Freigabe, weil eine gewagte Szene mit einer Orgie „auf natürliche Weise integriert“ und keine Pornographie sei. Bisher hatte Trier stets erklärt, er wolle Kürzungen unter keinen Umständen zustimmen, erst recht nicht in „Die Idioten“, wo eine Gruppe junger Dänen ihren „inneren Schweinehund“ auslebt. Nach Angaben des norwegischen Filmverleihs sind jedoch in etwa der Hälfte der 22 Länder, in denen der Film laufen soll, Zensurauflagen zu erwarten. Dazu gehörten Deutschland, die USA und Großbritannien. Ungekürzt läuft der Film bisher unter anderem in Dänemark, Schweden, Griechenland, Polen und Frankreich. In norwegischen Medien wurde die ungekürzte Freigabe als „historischer Durchbruch“ gewertet, weil zum ersten Mal Bilder mit „hartem Sex“ erlaubt sind.

Die Filmemacher Hans-Christian Schmid,Fatih Akin und Jan Schütte werden beim 51. Filmfestival in Locarno vertreten sein. Insgesamt werden 200 Filme gezeigt, zwei Drittel davon kommen aus Europa. Schmid bewirbt sich mit „23“, einem Thriller aus der Szene der Computer-Hacker. Für den Film erhielt er bei den Münchner Filmtagen den Hypo-Filmpreis. Der Regisseur Jan Schütte geht mit einer Liebesgeschichte namens „Fette Welt“ in den Wettbewerb, der Hamburger Newcomer Fatih Akin präsentiert den multikulturellen Krimi „Kurz und schmerzlos“. Mit einer Werkschau von immerhin 16 Filmen ehrt das Festival außerdem den in Berlin lebenden Regisseur Harun Farocki.

Der traditionsreiche Karl-May-Verlag bringt den 80. Band seiner „grünen Reihe“ heraus. Der Titel „Auf der See gefangen“ versammelt frühe Karl-May-Geschichten rund um Winnetou, teilte der Bamberger Verlag am Dienstag mit. Als weitere Neuerscheinung wurde mit „Vinnetv“ der erste Band auf lateinisch herausgegeben. Dies ist die 36. Sprache, in die das Werk Mays übersetzt werde, sagte Verleger Bernhard Schmid.