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Kuchen und Pastetenförmchen

■ Das Leichtathletik-Meeting im Hammer Park litt unter den Absagen prominenter Sportler

Da läuft man wie der Teufel und so schnell wie möglich Strecken von 100 bis 3000 Metern Länge ab, und was ist der Preis? Ein Autoatlas oder eine Teemaschine. Und bestenfalls, wenn man als Sieger den Meetingrekord bricht, 1400 Mark. Dennoch nehmen jedes Jahr renommierte Leichtathletik-Profis am Abendmeeting der LG Hammer Park teil. „Die fühlen sich bei uns wohl, wahrscheinlich wegen der familiären Atmosphäre“, mutmaßt Rainer Blankenfeld, Direktor der Veranstaltung. Kein Wunder, wenn die Verpflegung von freiwilligen Helfern hausgemacht ist und der Fahrdienst privat organisiert wird.

Doch die 17. Auflage am Mittwoch abend könnte auch die letzte gewesen sein. Denn letztlich nimmt die Leichtathletik dieselbe Entwicklung wie andere Sportarten auch. „Da geht alles nur mit Geld“, konstatiert Heike Frantz. Die 1500-Meter-Läuferin, vergangenes Jahr deutsche Vize-Meisterin der Studentinnen, gibt sich jedoch optimistisch: „Die Stimmung hier ist so toll, da kommen die Großen bestimmt nächstes Jahr wieder.“

Darauf hofft auch Blankenfeld und wünscht sich, dann nicht mehr so viele Absagen zu erhalten wie in diesem Jahr. Denn einige der angekündigten Meisterinnen und Meister wollten recht kurzfristig nicht mehr antreten. Vor allem vor der Europameisterschaft in Budapest in 10 Tagen riskierte keiner der Topathleten eine Verletzung. So lief weder Weltmeisterin Birgit Breuer über 200 Meter, noch startete Danny Ecker im Stabhochsprung. Beide zeigten sich aber wenigstens den 6000 Fans, und Ecker entschuldigte sich gar über die Stadionlautsprecher für seine Absage. Daß unter diesen Umständen auch die Ergebnisse zu wünschen übrig ließen (siehe Kasten), war absehbar.

Gegen die Vorwürfe, die Ausfälle verheimlicht zu haben, um mehr Zuschauer ins Stadion in Hamm zu locken, wehrt sich Blankenfeld allerdings entschieden: „Ich habe am Dienstag abend um 22.15 Uhr von Grit Breuer erfahren, daß sie nicht starten wolle“, so seine Version. „Es fällt mir schwer, für diese Entscheidung Verständnis aufzubringen, weil bestimmt 1000 Leute nur wegen ihr gekommen sind.“

Nicht unter den Zuschauern gesichtet wurden Funktionäre des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. „Ich hatte extra Karten für die Herren zurücklegen lassen“, erklärt der Organisator, „gezeigt hat sich allerdings keiner.“ Nicht einmal auf der Internet-Homepage des DLV wurde die Veranstaltung angekündigt. All das sind keine Anzeichen dafür, daß die Veranstaltung auch nächstes Jahr wieder in diesem Rahmen stattfinden wird. Trotz der selbstgebackenem Kuchen und Pastetenförmchen als Preisen. Eberhard Spohd

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