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Afghanistans Taliban kreisen ihre Gegner ein

■ Der Belagerungsring um die Stadt Masar-e Scharif wird immer enger. Der Oberkommandierende der Anti-Taliban-Allianz, General Dostum, ist spurlos verschwunden

Berlin (taz) – Afghanistans Taliban haben aus ihren Fehlern gelernt. Bevor sie zum Sturm auf die letzte Bastion ihrer Gegner, die Stadt Masar-e Scharif, antreten, konsolidieren sie ihre Geländegewinne der letzten Woche. Vergangenes Jahr hatten sie die Stadt im Norden des Landes kurzfristig einnehmen können, waren dann aber wieder vertrieben worden.

Nach Angaben ihrer Gegner sollen die Taliban Tausende Familien aus den von ihnen in den letzten Tagen besetzten Städten vertrieben haben. Kampfesfähige junge Männer wurden verhaftet. Zugleich sind die Ultraislamisten dabei, den Ring um Masar-e Scharif immer enger zu ziehen. Die in Pakistan ansässige Nachrichtenagentur Afghan Islamic Press berichtete gestern von Kämpfen bei Daulatabad, keine 50 Kilometer nordwestlich der Stadt. Weiter südlich sollen örtliche Kommandeure in Erwartung der Taliban bereits deren Banner gehißt haben. Im Süden wollen die Taliban schon am Dienstag die Provinzstadt Sar-e Pul erobert haben.

Dies würde einen Keil zwischen die Truppen der Anti-Taliban-Allianz in Masar-e Scharif und in der von Schiiten-Milizen gehaltenen Zentralprovinz Bamian treiben. Nördlich Masar-e Scharifs stehen die Taliban nach eigenen Angaben schon in Teilen Hairatons, einem Flußhafen an der afghanisch-usbekischen Grenze, über den bisher der russische und usbekische Nachschub an General Dostum kam, einen der ärgsten Taliban- Gegner.

Dostum ist seit dem Verlust seiner Hochburg, der Stadt Schebarghan, am vergangenen Wochenende von der Bildfläche verschwunden. Am Dienstag wurde er bei einem Krisentreffen der Anti-Taliban-Allianz als Oberkommandierender durch Verteidigungminister Ahmad Schah Massud ersetzt. Zugleich wurde ein Verteidigungsrat gebildet, in dem weder Dostum noch ein Vertreter von dessen National-Islamischer Bewegung vertreten ist.

Iran und die Türkei versuchen, die Dostum-Truppen zu reorganisieren, um die Taliban zu stoppen, berichtete die pakistanische Frontier Post. Neuer Kommandeur sei der jüngere Bruder des Generals, Abdul Malek, der im vergangenen Mai Dostum schon einmal kurzfristig absetzte. Thomas Ruttig

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