Hamburgs Brücken, Teil 4: die Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli

2427 Brücken gibt es in Hamburg – mehr als in Venedig. Die fast 500 Jahre nach seiner Hinrichtung gebaute Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli hätte der legendäre Seeräuber Klaus Störtebeker sicher nicht gemocht. Denn sie ehrt mit Standbildern jene, die den Piraten einst nach dem Leben trachteten. Darunter Kersten Miles, ein mittelalterlicher Bürgermeister; Ditmar Koel, der den Freibeuter und dänischen Admiral Thomas Kniphof zur Strecke brachte; Berend Jacobsen Karpfanger, der zwei Kriegsschiffe gegen die Selbstbedienung auf den Weltmeeren ausrüstete. Und schließlich Simon von Utrecht (siehe Foto), der um 1400 mit seinem Schiff „Bunte Kuh“ Jagd auf den Seeräuber Störtebeker machte. Der sagenumwobene Pirat, der vormals aus Hamburg vertrieben worden sein soll, hatte ein ganzes Räuberheer unter sich.

Obwohl er keineswegs ein deutscher Robin Hood war, denn er verteilte seine Beute mitnichten an die Armen, wird er als solcher auch in unserer Zeit noch gern gesehen. Ein „Kommando Klaus Störtebeker“, machte sich 1985 etwa auf, seinen Helden der Meere zu rächen: Es stürzte Simon von Utrecht vom Sockel und nahm die dabei zerbrochene Nase und einen Arm mit. Von Utrecht nämlich hatte Störtebeker gefangen genommen und nach Hamburg gebracht. Im Oktober 1401 wurden er und 30 andere Piraten per Axtschlag hingerichtet. Störtebeker, berichten Legenden, hatte als letzten Wunsch geäußert, daß diejenigen seiner Leute vom Tod verschont würden, an denen er ohne Kopf vorbeilaufen könne. Elf soll er geschafft haben, bevor ihm ein Bein gestellt wurde.

Für die HamburgerInnen sollte die 37 Meter lange, im historisierenden Baustil gehaltene Brücke ein Symbol ihrer Bedeutung für die Seeschiffahrt sein, die man, einige Jahre nach der Reichsgründung von 1871, gern herausstellen wollte. Kam man damals vom Hafen die Helgoländer Allee hinauf Richtung St. Pauli, blieb einem nichts übrig, als die Brücke der Seehelden in Augenschein zu nehmen.

sim/Foto: Markus Scholz

Nächste Woche:

die Brücke des 17. Juni