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Vor zehn Jahren

Die Bremer Polizei schweigt zu dem Vorwurf, sie selbst habe den Tod des italienischen Jungen im Geiseldrama fahrlässig provoziert. Die taz dokumentierte daraufhin Auszüge einer Mitschrift der Funkprotokolle:

Frage des MEK-Beamten vor Ort: „Die eine Täterin ist jetzt auf'm WC, mit Waffe. Soll ich die abfischen?“ Antwort MEK-Zentrale: „Wenn's eben möglich ist, hol sie!“

Minuten später, Frage des Beamten vor Ort: „Nach Aussagen der beiden freigelassenen Geiseln ist einzuschätzen, daß die beiden Täter (die mit den anderen Geiseln im Bus sind, d. Red.) wohl durchdrehen könnten, wenn diese Frau nicht zurückkommt. Sollen wir sie freilassen?“

Antwort Zentrale: „Noch eine andere Frage: Sind die Täter noch im Bus? Ist das richtig?“

Als die Komplizin nach 20 Minuten endlich zum Bus zurückkehrte, war der tödliche Schuß gefallen. Die Funkporotokolle dokumentieren: Die Zentrale hatte im entscheidenden Moment keinen Überblick.

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