piwik no script img

■ NachschlagOrganisatorischer Quickie – die 1. Internationale Kondombörse

Bielefeld, Dillenburg, Mönchengladbach, Zeven, Flensburg, München. Da kommen unsere deutschen Kondome her. Ihr Auftrag heißt seit langem nicht mehr nur: Schütze! Fang den Samen! Sondern sie sind raffinierter geworden, sind luxusfeucht, XXL, besonders reißfest mit Geschmack zwischen Mint und Champagner. Längst hat das traurigbleiche samengleiche und gummimuffelnde Modell „Classic“ Konkurrenz bekommen. Bei der Fülle dieser kleinen Latexmäntel war es klar, daß irgendwann eine 1. Internationale Kondombörse deren Nutznießer zu sich holen wird. Veranstalter der Gummiparade: Condomi und highLights, das sind eine Kondomeria und eine Agentur „speziell für den Prostitutionsbereich“.

Seit Montag lädt der Laden zur Kondomausstellung ein. In roten Regalen liegen brav aneinandergereiht die Billy Boys, Big Bens und FFs. Zusammengeschnipselte Computerausdrucke weisen auf die ausstellenden Firmen hin. Immer wieder das Versprechen, hauchdünn zu sein, gar erektionsverstärkend und aktverlängernd. Auf die Besucher warten eine Schachtelvielfalt von Gummis, Prospekte der Firmen, eine Menge Spaßkondome (obacht: nur Spaß, kein Schutz).

Alle acht deutschen Hersteller haben Ware geschickt und die Aktion gesponsort. Doch den Titel „International“ haben die Kondomfreunde zu dick aufgetragen: Nur die Präser aus der Schweiz (u.a. fein gepudert) und Schweden (u.a. genoppt) haben die Ausstellung erreicht.

Mitveranstalterin Stephanie Klee schiebt das auf die Sommerferien im Ausland, doch reichten wohl drei Organisationsmonate nicht für mehr Inhalt. So sieht das leider nach einem gut erweiterten Ladensortiment aus, nicht jedoch nach einer Ausstellung. Weitere Organisationspanne: Ein angekündigtes Kondommuseum aus Köln ist auf dem Weg nach Berlin steckengeblieben: leider also keine Einsichten in die Geschichte der Verhüterli.

Immerhin ein Schirmherr: Sänger Donato Plögert kennt die bunte Vielfalt der Kondome und bedauert, daß immer noch zu gerne darauf verzichtet wird. Die Börse am Wochenende soll spektakulär dem Gummi Aufmerksamkeit verschaffen. Spielaktionen auf dem Alex und dem Ku'damm, Modenschau, erotische Literatur, Bauchtanz und Party. Infos von der Aids-Hilfe und Pro Familia sind garantiert. Und Plögert singt den angeblich ersten Kondomsong. Auf das Erscheinen einer Börsenspezies können die Veranstalter nur hoffen, denn sie haben sich noch nicht geoutet: die Kondomsammler und -tauscher. Michael Neubauer

Ausstellung im Condomi noch bis 23.8., am 22. und 23.8. ab 10 Uhr dort auch die Kondombörse, Kantstraße 131, Charlottenburg

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen