: Unglück durch Manipulation
■ Verdachtsmomente bei Explosionsunglück in Steglitz richten sich gegen 13jährigen Jungen
Eine Manipulation am Gasanschluß durch einen der Hausbewohner ist die Ursache des schweren Explosionsunglückes in Steglitz. Am Gasanschluß sei rund 30 Minuten vor der Explosion eine Kappe eines Prüfstutzens abgeschraubt worden und Gas ausgeströmt, sagte gestern der Chef des Landeskriminalamtes (LKA), Hans-Ulrich Voß. Alle Verdachtsmomente richteten sich gegen den bei dem Unglück getöteten 13jährigen Sven, doch könne dieser noch nicht mit Sicherheit als Verursacher genannt werden. Die Experten gingen jedoch davon aus, daß der Verursacher der Explosion in dem viergeschossigen Haus in der Lepsiusstraße aus dem Kreis der Hausbewohner stamme. Bei dem Unglück waren vor zwei Wochen sieben Menschen ums Leben gekommen.
„Der Verdacht gegen den getöteten 13jährigen Sven konnte nicht ausgeräumt werden“, sagte Voß. Nur in seiner Lunge sei der Beilegungsstoff für das ansonsten geruchlose Erdgas gefunden worden. Zudem sei Sven in der Nacht des Unglücks am 4. August allein in der Wohnung gewesen, in der Licht gesehen worden sei. Der Junge war nach Angaben von Voß bekannt dafür, daß er groben Unfug treibe, und seine Leiche sei nach dem Unglück um 6 Uhr morgens bekleidet gefunden worden. Außerdem sei inzwischen bekannt, daß seine Eltern, die zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in der Wohnung waren, sich trennen wollten und der 13jährige dann seinen geliebten Hund in einem Tierheim abgeben sollte. Der Mischlungshund war unverletzt gerettet worden. Ferner sei Sven technisch interessiert gewesen und habe über Werkzeug und Kellerschlüssel verfügt.
Es gebe jedoch keine Anhaltspunkte, daß mit dem Abschrauben der sechskantigen Kappe gegen Hausbewohner oder Eigentümer vorgegangen werden sollte, betonte der Kriminalexperte. Unklar sei noch, wer die Explosion ausgelöst habe. Es sei jedoch wahrscheinlich, daß eine 46jährige Frau die Detonation durch das Betätigen eines Lichtschalters ausgelöst habe. Die Frau gehört zu den Opfern des Unglücks. Für die weiteren Ermittlungen, die noch Wochen andauern werden, soll noch einmal der Schutt des Hauses untersucht werden. Noch immer würden zwei Rohre der Gasanlage sowie die Kappe und Türverschlüsse fehlen. Ein Defekt und technische Fehler bei Wartungsarbeiten können nach Angaben von Voß ausgeschlossen werden. dpa
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