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Unterm Strich

Was haben Zeitungsleser in St. Petersburg, Minden und Bielefeld gemein? Wie dpa meldet, wunderten sie sich in den vergangenen Wochen: Über die Kulturseiten ihrer Zeitungen zog sich nämlich ein handbreiter, unleserlicher Streifen aus Textschnipseln, ein Band in Blau oder Schwarz. Dahinter steckte kein anderer als der Mindener Künstler Dietmar Lehmann. Seinen „Eingriff“ in die routinierte Zeitungswelt, zu der der 45jährige die Verleger wie Redakteure erst überreden mußte, begründet der Bremer damit, daß die Genossen Zeitgenossen die steigende Nachrichtenflut der Medien allzu bereitwillig „konsumierten“. „Wie ein Trojanisches Pferd“ (?) habe der Mann sich hier in die eingespielte Beziehung zwischen „Sender“ und „Empfänger“ einschleichen wollen, um den „abgenutzten Kommunikationsprozeß zu stören“, damit aber auch „deutlicher zu machen“. Jetzt möchte Lehmann seine bewußtseinserweiternde Aktion „von einer Zeitung zur nächstgrößten“ fortsetzen. Toll, aber bitte nicht bei uns, Künstler! Wir hatten so was nämlich alles schon mal. Einmal haben wir sogar einen Roman von Jutta Ditfurth nachgedruckt! Seither sehnen wir uns nur noch nach ungestörten Sender-Empfänger-Beziehungen.

Björk soll die Hauptrolle in einem Musicalfilm von Lars von Trier spielen. Die Kopenhagener Zeitung Politiken meldete, Triers Produktionsfirma sei in intensiven Verhandlungen mit der Sängerin, die auch als Komponistin für die Musik gewonnen werden soll. Der Däne, der zuletzt für seinen Cannes-Beitrag „Die Idioten“ von der Kritik überwiegend schlechte Kritiken bekommen hatte, steht kurz vor der Fertigstellung des Drehbuchs für das Musical unter dem Titel „Dancer in the Dark“. Ironisch gemeint, diese Anspielung auf einen populären Song von Bruce Springsteen? Das Projekt spielt jedenfalls in den USA der sechziger Jahre, wird aber wegen der Reisephobie von Triers überwiegend in Schweden gedreht.

Venedig kommt auch wieder, Sie wissen schon, Filmfestspiele etc. Für die Stars hat ein Reeder ein Schiff mit 180 Kabinen zur Verfügung gestellt. Wie die italienische Zeitung Corriere della Sera am Dienstag berichtete, wurde damit der Hilferuf des Festspieldirektors Felice Laudadio erhört. Er hatte sich am Sonntag an die Öffentlichkeit gewandt, weil die Hotelkapazitäten in Venedig diesmal nicht ausreichen. Zu den 55. Filmfestspielen vom 3. bis zum 13. September wird erheblich mehr Prominenz als in den Vorjahren erwartet. Hollywood-Stars wie Robert De Niro oder Warren Beatty wollen mit jeweils bis zu 40 Begleitpersonen anreisen, Steven Spielberg sogar mit einem Trupp von etwa 80 Leuten. Laudadio sagte, zusätzlich zu dem Schiff seien der Festspielleitung zahlreiche weitere Hotelzimmer angeboten worden. Somit sei die Unterbringung der Gäste weitgehend sichergestellt.

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