■ Leichtathletik: Sportler protestieren gegen Moskauer Finale
Berlin (dpa/taz) – „Die Athleten sind nervös und überziehen in ihren Befürchtungen. Es herrscht doch nicht das totale Chaos“, sagte Rudi Thiel, der Meeting-Direktor des Berliner Istaf, zur Unterschriftenaktion namhafter Leichtathleten gegen Moskau als Austragungsort des Grand-Prix-Finales. Das Istaf am Dienstag abend im Olympiastadion ist die sechste und letzte Station der Golden League vor dem Grand-Prix-Finale in der russischen Hauptstadt am kommenden Samstag, bei dem insgesamt 4,388 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet werden. Auch der Österreicher Robert Wagner ist überzeugt davon, daß die Forderung von etwa 50 Athleten unrealistisch ist. „So kurzfristig kann diese Veranstaltung nicht verlegt werden.“ Der Manager von Heike Drechsler ist sicher: „Alle werden laufen, keiner wird sich die dicken Prämien entgehen lassen.“
US-Sprinter Jon Drummond hatte die Aktion nach dem Meeting in Brüssel gestartet und dabei so prominente Athleten wie Doppel-Olympiasieger Michael Johnson und die Weltmeister Maurice Greene, Daniel Komen und Hicham El Guerrouj auf seine Seite gezogen. Begründet wird der Protest gegen den Ausrichtungsort Moskau mit der wirtschaftlichen Lage in Rußland. Johnson hatte in Brüssel spontan erklärt, er beende seine Saison. Die Menschen in Rußland würden um ihre Existenz kämpfen, sagte der Amerikaner, während „wir Millionen verdienen. Diese Situation könnte für uns gefährlich werden.“ Dagegen erklärten 100-m-Weltmeisterin Marion Jones und Hürden-As Bryan Bronson, daß sie nach Moskau reisen werden, um sich ihren Anteil am Jackpot von einer Million Dollar zu sichern. Das US- Duo kann ebenso wie Haile Gebresilasie und El Guerrouj mit sieben Golden-League-Siegen in einer Disziplin den Jackpot knacken.
Der Weltverband ließ derweil mitteilen, daß IAAF-Präsident Primo Nebiolo „keine Sicherheitsbedenken“ hat.
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