■ Querspalte: Schluß mit lustig!
Irgendwann ist Schluß. Dieses Irgendwann ist jetzt gekommen. Am 3. Oktober, zum „Deutschlands Fest 1998“, soll ein „bunter Umzug“ mit 2.000 Teilnehmern von der Siegessäule über die Straße des 17. Juni durch das Brandenburger Tor über die Straße Unter den Linden zum Roten Rathaus ziehen. Das Wort „bunt“ trifft ins Schwarze. Mit dabei sind neben einem Weltmeister im Feuerschlucken, der auf der Super-Deutschland-Fete unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) seinen bisherigen Rekord von 9,50 Metern überspucken will, 70 Pferde, 18 Drehorgeln, neun Kamele, vier Ziegen und ein Nilpferd.
Die müssen uns Ostler doch für völlig bekloppt halten. Erst wollen sie uns weismachen, unser Kanzler sei ein Elefant, und dann soll uns wenige Tage nach der Wahl noch einmal ordentlich Feuer unterm lahmen Ossiarsch gemacht machen. Die Drehorgeln stehen selbstredend für die deutschen Gebetsmühlen, damit wir auch nach der Wahl nicht vergessen, wem wir was auch immer zu verdanken haben. Die Bedeutung der Kamele, Ziegen und des Nilpferdes erschließt sich jedoch erst bei genauerem Hinsehen: gar nicht. Barbara Bollwahn
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